Anlässlich des 20. Jahrestags der Commodore-Pleite wird Rainer Bendas Textsammlung "Der Commodore-Untergang aus meiner Sicht" auf amiga-news.de in mehreren Teilen wiederveröffentlicht. Der Autor war vier Jahre bei Commodore Deutschland und später auch kurzfristig bei Amiga Technologies im Support-Bereich tätig.
Aus Platzgründen werden die Texte auf mehrere Meldungen verteilt, der zweite und dritte Teil von Bendas Story werden in den nächsten Tagen veröffentlicht. Eine überarbeitete Fassung des vorliegenden Texts wurde auch in Buchform herausgegeben - die letzten Exemplare sind noch in Bendas Online-Shop erhältlich.
Der C= Untergang aus meiner Sicht
© 1999-2003 by Rainer Benda
Commodore
- Vorwort
- Führungskräfte und Organisationsstruktur von Commodore Deutschland
- Warum hat Commodore den Vertrieb von OS-Kopien nicht unterbunden?
- Warum hat Commodore den Amiga 600 auf den Markt gebracht?
- Was war der Commodore C65?
- Warum war Commodore nicht kulanter im Umgang mit seinen Kunden?
- Hätte ein "CD32" in ausreichender Menge den Untergang verhindern können?
- Die Lieferschwierigkeiten des A4000 und der Untergang von Commodore
- Und dann waren da noch...
Amiga Technologies
- Noch ein kurzes Gastspiel...
- Teil 2
- Teil 3 und Fazit
Die Copyright-Soap
- Die große "Veränderung" beim Copyright zum AmigaOS
- Teil II der "Copyright"-Soap
- Teil III und wohl auch Ende der "Copyright"-Soap
- Anscheinend doch noch Teil IV zur "Copyright"-Soap
Vorwort
Vorab die Information, daß dieser Text mit Bildern und Dokumenten frei
kopierbar ist und in andere Sprachen übersetzt werden darf (wenn das jemand
will). Bedingung ist lediglich, daß dies in unveränderter Form geschieht!!!
Tippfehler etc. sind nicht beabsichtigt, aber nicht vermeidbar. (Das war die
Einladung für Doc Peter Kittel, mal Korrektur zu lesen) :)
In den letzten Tagen, Monaten und Jahren habe ich (haben wir) soviele verschiedene
Statements, Ansichten, Gerüchte etc. gehört und gelesen, die nicht
immer zur Aufklärung gewisser Sachverhalte dienten, sondern die Gerüchte- und
Meinungsbildung eher anheizten.
Mir persönlich ging das schon immer gegen den Strich und ich habe lange
überlegt, ob ich diesen Text überhaupt anfangen soll. Ich habe mich entschieden
es zu tun, auch wegen dem Interview mit Dr. Rick LeFaivre in der
Amiga OS 08/99 (letzter Absatz rechts unten, Seite 20). Vielleicht gelingt
es mir endlich manche Vermutung/Unwahrheit aus der Welt zu schaffen,
bezüglich der Vorgehensweise von "good old" Commodore.
Manch einer kann es vielleicht nicht mehr hören/lesen (dann bitte hier den
Werbeblock verwenden :-), manch einer bezeichnet es vielleicht als
Wunden lecken, andere wieder als Vergangenheitsbewältigung oder Abrechnung.
Wie auch immer, ich sehe es als Material an, um mit einigen Dingen der
Gegenwart im Bezug auf Amiga besser klarzukommen, oder gewisse Zusammenhänge
besser zu verstehen und als "deutsche" Ergänzung zum "Deathbed Vigil" Video
von Dave Haynie, der darin das Ende von Commodore (USA) beschreibt.
Ich werde diesen Text mit Bildern und orig. Unterlagen versehen (soweit
noch vorhanden), um die vielseits "gewünschten" Beweise auch bieten zu können,
damit dieser Text in manchen Augen (wird er wohl sowieso) nicht als unglaubwürdig
abgestempelt wird.
Jeder kann diese Story Online bei der Entstehung mitverfolgen.
Ich möchte diesen "Rückblick" im Interview-Stil mit Teilnahme der Amiga-User
vornehmen (wenn sich Freiwillige melden :-), d.h. jeder kann seine Frage zum
Thema Commodore per email an mich schicken (bitte auch dazu schreiben, ob ich
Name und email Adresse mit angeben kann) und werde dazu dann eine Antwort
geben. So sollte das schnell an Umfang zunehmen.
Historische Zusammenfassungen über die Gründung Commodore's und das Commodore
auch mal Taschenrechner im Programme hatte, sind weniger mein Ziel.
Soweit notwendig, werde ich manche Personen namentlich nennen, oder sie umschreiben :)
- (noch eine Zeit lang nach dem Ende von C= hätte ich nicht
damit gezögert Personen beim Namen zu nennen... heute sieht man das alles
mit viel mehr Abstand).
Ok, wo fange ich an...
Ich habe Commodore in der Zeit von 1989 bis 30.09.1993 in Frankfurt live
erlebt (mit 4 Geschäftsführern: Peter Kaiser, Winfied Hoffmann, Helmut Jost
und Alwin Stumpf - P.K. und W.H. nur kurz) und bin auch froh darüber, obwohl
das Ende so nicht hätte sein müssen und auch vermeidbar gewesen wäre,
wenn die Geschäftsleitung auf ihre Mitarbeiter mehr gehört hätte. Man setzt
nicht voraus, daß die Geschäftsführung über den technischen Verstand verfügt,
um jede Entscheidung alleine treffen zu können, denn dafür gibt es nunmal entsprechende
Mitarbeiter. Werden diese übergangen, hilft alles nichts. Sicherlich läuft
in keinem Unternehmen alles rund, nur gab es hier einfach zuviele
Ecken.
Wo Peter Kaiser herkam und wo er jetzt ist, weiss ich nicht (mehr). In einer
letzten IT-Zeitung habe ich ein Bild von ihm gesehen. Wenn ich mich recht
erinnere, managed er grade irgendein Unternehmen. Er war bei Commodore ca. 6
Monate und durfte dann gehen. Ich weiss nicht mehr, ob es ihm nicht gefallen
hat, oder ob er gegangen wurde. Ich tippe auf letzteres, als ich ihn das Gebäude
verlassen sah.
Winfried Hoffman ging nach seinem Ende zu ASI-Computer, die er meiner Erinnerung
nach wohl auch gründete. Der Stützpunkt von ASI-Computer war (ist?) das
Atrium in Frankfurt Niederrad, nur wenige Meter vom ehemaligen Commodore Gebäude
entfernt. Er ist als Manager bei Fujitsu beschäftigt und hat nun ein
Joint-Venture mit Siemens angeleiert. Bei seinem Abgang von Commodore nahm er
noch ein paar Commodore Leute aus dem PC-Bereich "mit".
Helmut Jost war schonmal bei Commodore (oder sogar zweimal!?) als Vertriebsmitarbeiter
beschäftigt und wechselte Mitte der 80er zu Amstrad und kam von
da dann als Geschäftsführer zu Commodore zurück. Mit ihm kam kurze Zeit später
auch einer unserer technischen Direktoren (Roland Bernschein). Seiner einer
"führte" das Commodore Volksmodem VM2400 "ein", welches ihn nach einigen
Monaten aus Commodore "rausführte".
Nach Commodore wechselte Helmut Jost (dessen Traum war, IBM zu managen - dort
war er ein knappes halbes Jahr) zu Compaq. Nach rund 3 1/2 Jahren Pause ist
er nun bei Omnikey (www.omnikey.com).
Bleibt noch Alwin Stumpf, der ebenfalls Anfang der 80er Jahre schonmal bei
Commodore als Geschäftsführer war, dann zu Atari ging und zur "inoffiziellen"
Abwicklung von Commodore wieder auftauchte. Nach seinem Abgang bei C= 1993/94
ging er in den Osten zu seinem Schwager, mit dem er irgendwelche PC-Multimedia
Hardware entwicklen und auf den Markt bringen wollte.
Ich glaube, ihnen hat Commodore sicherlich nicht geschadet.
Gleich zu Anfang: ich kann die Meinung nicht teilen, daß der Untergang von
Commodore ausschliesslich an den von Commodore vertriebenen PC's lag, oder
diese daran schuld hatten, daß Commodore Konkurs anmelden musste, auch wenn
sich diese Behauptung schon ewig hält und auch von der Presse in früheren
Zeiten immer wieder so dargestellt wurde.
Commodore's Niedergang beruht auf der Überheblichkeit führender Köpfe, die
meinten, der Amiga verkaufe sich ganz von alleine und man müsse nichts für
das Umfeld tun. Man bräuchte nur warten, bis man die Teile aus der Hand
gerissen bekäme. Daran hätte der Amiga auch dann nichts geändert, wenn
hundertmal soviele Geräte verkauft worden wären, denn nicht jede Fehlentscheidung
lässt sich ohne Konsequenzen ausbügeln. Anbei eine Skizze von
J. Porter, welche die Struktur um Mehdi Ali zeigt.
Commodore hatte Anfang und Mitte der 80er Jahre brauchbare "IBM kompatible"
Rechner, die auch in Schulen Verwendung fanden. Modelle wie der PC10/PC20
verkauften sich um 1985 durchaus gut (bis dahin gab es ja auch noch keinen
Amiga und der Hauptumsatz kam eben über diese Schiene und durch den C64).
Manch eine Mark brachte auch der C128, aber nicht in dem Maße wie erwartet,
auch hatte Commodore Großkunden, wie die Deutsche Bahn AG im PC-Bereich und
das war sicherlich kein Geschäft bei dem man drauflegte.
Bedauerlicherweise betrachteten einige Mitarbeiter bei Commodore ihren Arbeitsplatz
als ganz normale Arbeitsstelle (Loyalität ist schon ok, blinder Gehorsam und
Gottvertrauen in alle Entscheidungen sind da fehl am Platz). Hauptsächlich
die Vertriebsmitarbeiter waren der Ansicht "es wird schon irgendwie
weitergehen, Commodore hat schon andere schwere Zeiten überstanden". Anderen
war es eh "egal", denn sie nutzten Commodore als Sprungbrett für ihre Karriere.
Ich kann sicherlich ohne zu übertreiben behaupten, daß es außer mir keiner so
richtig gewagt hat, so oft seinen Kopf zu riskieren um manches Unheil zu verhindern,
oder immerhin zu verzögern. Die Amiga-User wurden meiner Meinung nach
nie als solche verstanden, sondern als einfache "Kunden"... etwas gekauft und
Tschüß.
Als Ausnahmen würde ich Peter Keshishian (damals Produktmanager Amiga) erwähnen,
der, nachdem er seine Ziele (und somit auch unsere) nicht mehr durchsetzen
konnte, das Unternehmen ca. 1992 verließ. Er ging zuerst zu einer Fa.,
die Wasserfilter etc. im Programm hatte, danach zu einer Unternehmensberatung
und -heute- am 18.02.2000 (nach 7 Jahren) haben wir uns der Kantine bei
DELL/DHL absolut zufällig getroffen. Er arbeitet im gleichen Gebäude, bei
JDEdwards (eben jener Unternehmensberatung - die Welt ist wirklich klein).
Außerdem noch (auch wenn es nicht deren Art war den Aufstand zu proben) Doc
Peter Kittel (Leiter Dokumentation) und Wilfried Häring (manch einem noch als
Autor der Amiga OS-Bücher von Markt & Technik ein Begriff), der Produktmanager
Amiga-Unix war (weiteres dazu später), sowie Imke Gisch (Produktmanagerin CDTV
- viele Ideen, viel geackert, unter'm Strich nichts erreicht, würde ich
sagen).
Bliebe noch Ralph Conway (verwantwortlich für Multimedia und Präsentationen),
der das Ende von C= bis heute sicherlich nicht verdaut hat... (wer hat
das schon so richtig)... gelegentlich sieht/spricht man sich auch heute
noch...
In Frankfurt durften sich (zu meiner Zeit) 5-6 Leute für Commodore Deutschland
und etwa die gleiche Anzahl in Braunschweig um den Amiga kümmern. Das
betraf die Händler-Hotline, Endkunden-Hotline, und die Produktmanager, sowie
Service (Grüße an Axel Krämer und Andreas Steep - sie sind aktuell bei Amiga
International, Braunschweig - vorher bei Amiga Technologies :-) ).
Amiga (ich spreche von mir) war immer eine Gefühlssache und mehr als nur eine
Kiste an der man seine Arbeit verrichtete. Um so schmerzlicher war es, daß
man für viele Dinge kein Gehör fand. Man kommt von dem Teil irgendwie nicht
weg, auch wenn man versucht "wichtigeren" Dingen nachzugehen. Die Vergangenheit
holt einen (mich zumindest) immer wieder ein.
Commodore Deutschland (eigentlich war das für uns als Mitarbeiter) hatte als
Draht nach Amerika (wenn Not am Mann war) die Abteilung "ESCO" (European Support
and Coordination Office), d.h. wir konnten unsere Probleme/Sorgen mitteilen
und wenn wir "verstanden" wurden (nicht sprachlich gesehen) und die Sache
seitens USA ernstgenommen wurde, kam auch etwas dabei raus (für mein Empfinden
war das leider zu wenig, aber nicht die "Schuld" der dortigen Kollegen - einer
von ihnen ist heute bei Amiga Inc. und heisst Dr. Allan Havemose, auch wenn ich
ihn in manchen Dingen für zu konservativ halte). Mag sein, daß alle Beteiligten
an der kurzen Leine gehalten wurden. Er ging vor dem Ende Commodore's zurück
nach USA. Wir konnten zwar auch direkten Kontakt mit USA aufnehmen (zu Dave
Haynie, Carolyn Scheppner etc.), doch war das zumindest für mich eher die
Ausnahme.
ESCO versorgte den deutschen Teil Commodore's zusätzlich mit Informationen
zu neuen Produkten (Schaltpläne, Beta-Software uvm.)
Die Hierachie bei Commodore war so aufgebaut, daß wir unserem technischen
Direktor (Anfangs gab es jeweils einen für die Amiga-Abteilung und für die
PC-Abteilung) Meldung machen durften, der es wiederum gefiltert oder ungefiltert
an die Geschäftsleitung weitergab.
Durch den leider recht häufigen Wechsel dieser Direktoren (habe in meiner
Zeit 4 oder 5 erlebt) und den Änderungen der Zuständigkeit (später gab es
nur noch einen für beide Bereiche) war er immerwieder schwer, Problematiken
verständlich zu machen.
Ein techn. Direktor hätte am liebsten die Amiga-Abteilung komplett geschlossen,
weil er mit "AMIGA" eh nichts anfangen konnte, kurze Zeit später war er
wieder weg. Dann kam ein anderer, dem konnte man das erklären, konnte sich
aber bei der GL (Geschäftsleitung) nicht richtig durchsetzen und man musste
alles nochmal durchkauen etc.
Der Letzte meinte dann soviel Ahnung zu haben, daß er unsere schriftlichen
Mitteilung nochmal in eigene Worte fasste und am Ende etwas ganz anderes
rauskam. Commodore war auch zu sehr beschäftigt, unsere Abteilung irgendwo
"einzuordnen". Wir sollten Unterstützung bieten, Anlaufstelle für Probleme
sein, kosteten aber (so die Einstellung der Geschäftsleitung) einfach nur
Geld. Wir hätten ja auch gerne Diensteistlungen oder Produkte verkauft, durften
wir nur nicht, weil wir keine Vertriebsabteilung waren. Einmal waren wir
die "technische Support-Abteilung", dann einfach nur die "Amiga-Division",
dann wiederum "technisches Marketing" usw. (ich hatte manchmal das Gefühl,
Visitenkarten anzufertigen war wichtiger).
Daraus ergab sich dann leider auch, daß die Produktmanager ihrem Titel nicht
mehr gerecht wurden. Sie hatten eigentlich nichts mehr zu managen. Produkte
durften sie genau genommen auch nicht einführen (machte seinerzeit alles
die Geschäftsleitung mit/ohne Vorgabe von Commodore USA). Das schlich sich
mit der Zeit leider so ein. Solange ein Geschäftsführer Umsatz vorweisen
konnte, hatte er Narrenfreiheit. War der Umsatz mal nicht mehr da, wurde
er gegangen (mit Bonus natürlich). Wer den meisten Umsatz brachte, durfte
die Richtung vorgeben. Die Geschäftsführer anderer Niederlassungen (Österreich,
Italien etc.) hatten eigentlich nichts zu sagen. Manch einer ist vor
Wut innerlich sicher fast geplatzt.
Eine Mail zu diesem Thema, Veröffentlichung mit Genehmigung von Mr. Barak:
From: Uri Moschell - Barak
To: R.Benda@t-online.de
Sent: Thursday, October 19, 2000 6:11 PM
Subject: Bemerkung
Dear Mr. Benda,
It was interesting to read your comments, but with too many
incorrect parts.
1. Helmut Jost in his first time by Commo was "Vertriebsleiter
Deutschland Consumer Producte" - Man Nr.2 after Hoffman and
even above Ralph Wiehe.
2. He was a Vice President and General Director of Amstrad
Germany, Switzerland and Austria. Very successful till he got
caught by a huge scandal of fake orders (before Christmas),
Finance Director - Guntermann informed Amstrad Headquarters
and Alan Sugar - a President , personally fiered him, after visiting
a full warehouse with "delivered to clients" goods.
3. Roland Bernschein - was accused (by AMSTRAD) with "Geld Unterschlagung"
by Amstrad, (he was ordering to transfer 20%-30% to far East
suppliers, then actual invoices were)so it is more then funny, that
he came to Commodore as a director!?
4. Helmut Jost came back to Commo as a Vice President Commodore
Europe (actually he said once by drinking, that his come back was
carefully planed and assisted by Manny Schmidt (you can make your
own conclusions).
That's it.
I was a sales Manager for Mid/South West Germany under Ralph Wiehe
and then Sales Director Germany, Austria and Switzerland by Amstrad.
I (thanks God) left before Mr. Jost's scandal, by my own free will.
Best Regards
Uri Moschell
VP General Director
HAREL Investments & Trade ltd (Israel)
FutureCom Cellular Technologies ltd (Israel)
Tel: ++972-3- 6126686, 6126687,6126690
Fax:++972-3-6126022
email: urimhrl@zahav.net.il
Mein Kommentar:
Von: "Rainer Benda" <R.Benda@t-online.de>
An: "Uri Moschell - Barak" <uri@cyberdiam.com>
Betreff: Re: Bemerkung
Datum: Donnerstag, 19. Oktober 2000 20:34
----- Original Message -----
From: Uri Moschell - Barak
To: R.Benda@t-online.de
Sent: Thursday, October 19, 2000 6:11 PM
Subject: Bemerkung
> Dear Mr. Benda,
Dear Mr. Moschell - Barak,
> It was interesting to read your comments, but with too many
> incorrect parts.
Hmm... well... incorrect or without all details? :-)
> 1. Helmut Jost in his first time by Commo was "Vertriebsleiter
> Deutschland Consumer Producte" - Man Nr.2 after Hoffman and
> even above Ralph Wiehe.
I know. I can remember his first time and when he left C=.
If you mean that I should insert this parts, let me know. :-)
Best regards,
Rainer Benda
Warum hat Commodore den Vertrieb von OS-Kopien nicht unterbunden?
Unsere Abteilung (W. Häring und meiner einer) hatten seinerzeit die
Aufgabe, gewisse Testkäufe zu tätigen, um schwarze Schaaaaafe ausfindig
zu machen und ihnen auf die Finger zu klopfen. Das umfasste den Einkauf
von Kickstart-Umschaltplatinen genauso wie einzelne System-Disketten
(eingekauft bei Omega-Datentechnik, Mainhattan-Data etc.).
Entweder bekamen wir gefälschte OS-Disketten (nichtmal mit nachgemachten
Commodore Aufklebern) auf den Tisch, oder Umschaltplatinen mit Beta-Rom's,
die für diesen Rechner (OS 3.0 im A2000 z.B.) gar nicht gedacht
waren.
Wir legten das der Geschäftsleitung vor. In einem Gespräch meinte dann unser
Vertriebsleiter für High-End Geräte (PC's, Amiga's ab A3000) Gregor Ruppert,
ob wir diese Händler (!) nicht lieber in unser Vertriebsnetz integrieren
sollten, wenn sie zu solchen Leistungen in der Lage seien.
Um es sich nicht auch noch mit Amiga-Händlern zu verscherzen, hat man dann
auf rechtliche Schritte verzichtet und die Aktion "Testeinkäufe" wurde eingestellt.
Für mich dann das Zeichen, daß Commodore diese Aktionen duldet, auch
wenn es nie offiziell bestätigt wurde.
Ist die Verbreitung von OS-Software über Mailboxen/Internet legal?
Diese Frage ist eigentlich mit einem JAIN zu beantworten. Commodore konnte
seine Support-Probleme eigentlich nie richtig in den Griff bekommen. Irgendwie
war man immer froh, wenn man User an Händler weiterleiten konnte, die dann
Hilfe leisteten.
Als dann mit der Zeit immer mehr Amiga-Händler wegbrachen (Konkurs etc.)
wurde nach einer anderen Support-Lösung gesucht und dann auch gefunden. Es
gab bereits eine ComBo (Commodore Mailbox) dessen Sysop Anfangs Doc Peter
Kittel war. Leider war das System mit der Zeit in die Jahre gekommen und es
fehlte auch die Zeit, sich so richtig um das System zu kümmern.
Ich schlug daher eine Neuauflage der ComBo-Mailbox vor, über den dann auch der
Support abgwickelt werden könnte. Zu dieser Zeit ging es Commodore nicht mehr
ganz so gut. Die Box sollte uns entlasten, damit wir nicht dauernd Disketten
kopieren mussten, oder diese sogar kopieren lassen mussten (finanzieller
Aufwand war einerseits zu hoch, andererseits wäre für sowas auch kein Geld
mehr ausgegeben worden). Uwe Trebbien, der seinerzeit für den Entwickler-Support
verantworlich war, hatte zwar eine gewisse Anzahl Disketten, die
er verschicken konnte, nur fehlten sie dann unter Umständen unseren Entwicklern.
Für die neue ComBo wurde ein A3000T eingerichet, mit (puh, lang ist es her)
4 analogen- und zwei ISDN-Leitungen. In diesem System wurden dann die Amiga
spezifische Software abgelegt. Zum Teil auch die Commodore PC-Software, die
aber keine besonders große Rolle spielte (unser letzter PC-Direktor bestand
darauf - er meinte auch, es sei doch egal auf welchem System die Box nun
laufe... tsts :)) ).
Mein Grundgedanke lag eigentlich in der kostenlosen Bereitstellung der Software,
gegen die sich unser letzter technischer Direktor "Wolfgang Trompetter"
wehrte, da er meinte, die Sache müsse wenigstens etwas Geld einbringen, weil
die Geschäftsleitung (Helmut Jost) sonst gar nicht mitspielen würde. Ich
argumentierte zwar, daß die Anrufer schon die Telefonkosten dafür zu tragen
hätten und Commodore die User nicht dauernd so vor den Kopf stoßen solle
(am liebsten hätte ich das Projekt komplett gecancelt, doch besser das als
gar nichts). Für einen gewissen User-Beitrag (Höhe war glaube ich ca. 100 DM
im Jahr - Entwicklerzugänge waren kostenfrei) hatten dann Enduser Zugriff
darauf. Das ganze System lief soweit "zufriedenstellend". Damit die Box aber
dennoch weiterlaufen konnte, musste ich monatliche Statistiken vorlegen,
um der Box eine Daseinsberechtigung zu verschaffen und um meinen Arbeitsplatz
zusätzlich zu "rechtfertigen" (im Jahr '93 wurden Kollegen im 10er Pack entlassen).
Nach meinem Weggang zum 30.09.93 (13 Kollegen durften dann mit mir gehen - die
Info bekam ich telefonisch während meines Urlaubs von Wilfried Häring,
der mir bestätigte, daß meine Annahme richtig gewesen sei - ich sagte
ihm vor meinem Urlaub, daß ich nicht glaube noch einen Arbeitsplatz bei meiner
Wiederkehr zu besitzen...) führte Doc Peter Kittel die ComBo Mailbox bis zum
endgültigen Aus von Commodore bis März/April 1994 weiter.
Tja, was sollte nun mit der ComBo passieren?
Die Gefahr bestand, daß die Inhalte für immer verloren gingen, der Rechner
und das Zubehör auseinandergerissen würden... Doc Peter Kittel hatte das verhindert
und nach Terminabsprache gelangte die Software der ComBo in meine
Hände. Da ich bereits seit 1990 eine eigene Mailbox betrieb (Black-Zone),
integrierte ich die ComBo-Software soweit vorhanden.
Der Konkurs von Commodore zog sich über einige Jahre hin. Wenn ich mich
richtig erinnere, war die Aktion erst ca. 3 Jahre später beendet. Der damalige
Konkursverwalter "Herr Hembach" (wie unter www.amiga-news.de zu lesen war, vor
kurzem im Alter von 55 Jahren verstorben) hatte in einem Nebengebäude von
Commodore seinen "Verwaltungssitz" und zwei für diesen Zweck verbliebene
Commodore-Mitarbeiterinnen. Ich habe über diesen Weg dann klären lassen, ob es
rechtliche Bedenken bei der Bereitstellung der ehemaligen Commodore Software
gäbe, dies wurde verneint.
Damit war für mich der Weg frei, die Software für jedermann zugänglich zu
machen, zumal die Zukunft des Amiga's immer ungewisser wurde. Auf diesem Weg
konnte ich dann auch endlich meinen Grundgedanken umsetzen, die Software
kostenfrei zur Verfügung zu stellen.
Die Gefahr, daß sich jemand auf diesem Weg zu einer OS-Version verhalf war
sicherlich gegeben, aber auch zu vernachlässigen. Hatte jemand ein ROM, fehlten
immernoch die Disketten und die Handbücher. Die Disketten bekam er zwar bei mir,
die Unterlagen fehlten dann immernoch. Die Abrufzahlen der letzten Jahre belegt
für mich auch, daß sicherlich der kleinere Anteil "illegal" gehandelt hat, denn
dafür waren sie einfach zu gering. Klar, die Commodore Software fand sich auch
in anderen Boxsystemen wieder, dafür musste ich allerdings nicht herhalten und
es lag in der Verantwortung der anderen Sysops, ob sie die Commodore Software
anboten oder nicht. Manche Sysops fragten mich um Erlaubnis die Software anbieten
zu können... bei mir persönlich bekannten Sysops habe ich sie dann auch
"erteilt". :))
Anzumerken sei vielleicht noch, daß Village Tronic die OS-Pakete zu ESCOM-Zeiten
nur komplett verkaufte (verkaufen durfte) und es einfach niemanden gab, der
bei defekten Disketten hätte Ersatz liefern können. Erst viel später wurden
die OS-Pakete dann auseinandergerissen und in Teilen angeboten.
Zu meinem späteren Gastspiel bei Amiga Technologies später noch ein paar Worte,
jedenfalls war es auch da geplant wieder ein Mailboxsystem aufzubauen und als
Support-Mittel zu verwenden. Dazu kam es dann allerdings nicht mehr. Petro
Tyschtschenko wusste natürlich zu dieser Zeit, daß ich die Commodore-Software
über mein System anbot. Es würde mich wundern, wenn er nun im Nachhinein etwas
dagegen hätte, die Software (nun über das Internet) verfügbar zu machen.
Ich denke schon, daß die Betreuung des Software-Archivs (manche Sachen dümpeln
sicherlich noch auf einigen Disketten bei mir herum) in ausreichend guten Händen war.
Warum hat Commodore den Amiga 600 auf den Markt gebracht?
Gute Frage... der Grund liegt meiner (unserer) Einschätzung nach in der falschen
Beurteilung Commodores zu dieser Zeit. Wie schon erwähnt, durften Geschäftsführer
so ziemlich alles machen was sie wollten, wenn der Umsatz stimmte.
Und anscheinend hatte man bei Commodore das Gefühl, sich Experimente wieder
"leisten" zu können. Damaliges Megastichwort (vor Multimedia) war "innovativ".
Man suchte bei Commodore nach einem A500 Nachfolger. Der A500 war eigentlich
der Umsatzbringer und es immer hieß "solange sich ein Produkt verkauft, werden
wir es anbieten", trotzdem verschwand der A500, wie auch der A3000, obwohl dafür
keine Notwendigkeit bestand. Jedenfalls nicht zu diesem Zeitpunkt, denn richtige
Alternativen gab es ja leider nicht.
Commodore USA gab "Entwicklungen" vor und fragte nach dem Prinzip "könnt ihr das
verkaufen? - und wenn ja, wieviel davon?". Helmut Jost war der Ansicht, er
könne vom A600 (Arbeitstitel "A300") 300.000 Stück pro Quartal verkaufen
(in diesen Mengen verkaufte C= zu den besten Zeiten gerademal seinen A500).
Wäre der Name bei A300 geblieben, wäre er seinem Ruf vielleicht eher gerecht
geworden :-), es kam nur leider anders. :-(
Commodore sah den Vorteil des A600 in der kostengünstigeren Produktionsweise
(SMD), der kompakten Bauart und der "leichten" Aufrüstbarkeit via PCMCIA. Anscheinend
hatten da einige Köpfe nicht bedacht, daß PCMCIA-Erweiterungen (Anfang
der 90er) doch extrem teuer waren.
Eine weiteren "Vorteil" sah man in der Möglichkeit, im A600 eine HD anzuschliessen.
Leider gab es dann zwei Varianten des A600, nämlich ohne HD und
ohne direkte Anschlußmöglichkeit, da das eingebaute Kickstart-ROM V37.299 nicht
in der Lage war, HD's anzusprechen (es fehlte dann auch die HD-Install Diskette
und die Halterung für eine HD, sowie das 2,5" Kabel) und eben den A600HD, der
Anfangs mit 20MB Festplatte und später mit 40MB Festplatte ausgeliefert wurde.
Für den nackten A600 gab es dann später ein Upgrade-Kit auf die 40MB Festplatte,
mit den anderen "fehlenden" Teilen und dem Kickstart-ROM V37.300, das
später durch die Version V37.350 ersetzt werden musste, da es 2,5" Festplatten
gab, die eine zu lange Anlaufzeit hatten und somit der A600 bereits beim
Booten war, ohne die Festplatte zu berücksichtigen.
Konkrete Vorteile, wie eben die Möglichkeit, 2 MB CHIP-RAM und bis zu 8MB
FAST-RAM (also 10MB insg.) verwalten zu können und dies auch in den Werbeprospekten
unterzubringen, lehnte H. Jost strikt ab. Wir durften für die
Marketingabteilung die Prospektentwürfe zwar inhaltlich korrigieren, nur
wurde das entweder nicht berücksichtigt (manche Vorlagen wurden ein halbes
Dutzend mal von uns korrigiert), oder man übersah sie einfach. Ich habe die
Passage mit "max. 8MB RAM" solange durchgestrichen, bis H. Jost endlich
nachgab.
Die Personalproblematik bei Entscheidungsträgern bestand nicht nur in Deutschland,
sondern auch in den USA. So war zu diesem Zeitpunkt die Ansprechperson
"Bill Sydnes". Eigentlich kam er vom PC-Bereich Commodore's und genau so
wirkten sich dann auch seine Ansichten aus. Er verstand nicht nur nichts von
PC's (einhellige Ansicht meiner PC-Kollegen), sondern noch weniger vom Amiga.
Da ich seinerzeit gegen den A600 Sturm gelaufen bin und eigentlich auch in
diesem Bereich aktive "Arbeitsverweigerung" betrieb (H. Jost verlangte von mir,
daß ich unserem Vertrieb die Vorzüge des A600 gegenüber einem A500 deutlich
machen sollte) und sonst niemand so richtig für den A600 zu begeistern war,
versuchte C= Deutschland sich "Hilfe" aus USA zu besorgen.
Dazu verfasste Bill Sydness ein Schreiben (1/2), in dem ER die Vorzüge dieses
Geräts aufführte.
Er schrieb (2/2) in seinem Memo an die Geschäftsführer genau die Punkte rein,
die eventuell mal Vorteile sein könnten, verkaufte sie aber als bereits
existierende Vorteile. Es war zwar schön zu lesen, daß man Netzwerkkarten,
Controller uvm. einbauen könne und das PCMCIA der kommende Standard auch für
Low-End Systeme werden würde, nur haben eben diese Punkte zum damaligen Zeitpunkt
nicht gestimmt. Und selbst wenn sie gestimmt hätten, wäre es fraglich,
ob jemand bei einem 4-500 DM Rechner eine 512KB PCMIA-Ram Karte für den Preis
eines A600 kaufen würde.
Im Grunde war das für uns (mich) nie fraglich, denn wir haben weder für den
A600 noch für PCMCIA Zusatzprodukte eine Chance gesehen. Wir haben es allerdings
zur "Kenntnis" genommen, nachdem es hiess, Commodore würde eigene PCMCIA-Produkte für den A6000 (und A1200) auf den Markt bringen. Das liess uns
wenigstens hoffen, daß man es nicht kleinen Entwicklern überlassen musste,
unsere Produkte zu unterstützen, damit wir überhaupt Geräte verkaufen konnten.
Bedauerlicherweise war auch Petro T. der Ansicht, der A600 sei ein tolles
Gerät. Ich unterstelle jetzt einfach mal, daß er es nicht besser wusste. Wilfried
Häring und ich haben seinerzeit versucht, Petro klazurmachen, daß das
Teil nichts taugt und er doch (Petro hat(te) einen direkten Draht zu Mehdi
Ali, der sagen wir mal der Commodore "Oberboss" war) auf diesem Wege versuchen
sollte, Mehdi Ali von der Produktion dieses Geräts abzuraten. Wir wissen
leider nicht, ob er das jemals getan hat. Der A600 kam ja leider dennoch auf
den Markt.
Nachdem was ich erfahren habe, war der A600 schon in Arbeit, als wir noch
versuchten, Argumente gegen den A600 vorzutragen. Helmut Jost hatte scheinbar
seine Ansicht weiterhin vertreten, er könne die genannten Absatzzahlen auch
wirklich realisieren. Es spielte also schon gar keine Rolle mehr, ob wir
uns wehren würden oder nicht, der A600 war beschlossene Sache.
Kaum war der A600(HD) da, gingen die vorhergesagten Probleme los. Der Widerstand
bei den Käufern (Amiga-Magazin 7/92, Leserforum) richtete sich gerechtfertigterweise
gegen das Gerät und dessen Aufrüstmöglichkeiten und Reparaturfeindlichkeit,
sowie der nicht mehr 100%igen Softwarekompatibilität, wegen
der fehlenden nummerischen Tastatur.
Commodore Westchester Ned McCook (1/2) verfasste ein Memo zum A600HD, indem
die einzelnen Niederlassungen aufgefordert wurden, umfangreiche Softwaretests
innerhalb von 48 Stunden (2/2) vorzunehmen und die Titel aufzuführen, die bei
einem A600(HD) Probleme aufgrund des mangelnden Arbeitsspeichers und des
fehlenden Zehnerblocks hatten. Diese "Idee" war völlig abwägig. Denn woher
sollte man in dieser kurzen Zeit a) die Titel heranschaffen, um einen aussagekräftigen
Bericht abliefern zu können und b) waren gar keine Kräfte für solche
Aktionen frei. Es gab zwar bei Commodore eine Art Software-Archiv, die von
Wolfgang Trompetter (unser letzter technischer Direktor) "CATS" verwaltet
wurde, allerdings waren diese Sachen dafür nicht geeignet.
In einem Memo an H. Jost habe ich genau diese Zustände bemängelt, allerdings
war H. Jost meiner Meinung nach für viele Dinge nicht mehr "offen". Er schrieb
einfach seine Kommentare auf Memos und wollte Ergebnisse sehen, egal wie
sinnvoll sie waren. Funkspots halfen dem A600 (und anderen Commodore Produkten)
auch nicht. Wer die Spots gehört hat, wird wohl wissen warum.
Um den A600 zu "retten", kam H. Jost auf die Idee, ihm eine externe Zehnertastatur
zu verpassen (nicht nur wenig sinnvoll, sondern auch teuer). Zudem
musste das Teil auch irgendwo angeschlossen werden (meinetwegen an einem
durchgeschleiften Joyport) und man benötigte auch noch Treiber, um das Teil
ansprechen zu können. Alles keine kurzfristigen Lösungen (war aber auch nicht
mehr nötig, wie sich hinterher rausstellte).
Irgendwann in einem Vertriebsmeeting, an dem Ausnahmweise auch die Support-Abteilung
teilnehmen durfte, kamen neben verschiedenen Themen auch der A600
zur Sprache. Helmut Jost gab bekannt, daß Commodore seinerseits die PCMCIA-Schnittstelle
nicht "weiter" unterstützen werde.
Auf meine Frage, wo er denn dann die "Vorteile" des A600 sähe, antwortete
er nach einer kurzen Pause: "ich sehe auch keine Vorteile". Die anwesenden
Vertriebsmitarbeiter waren sichtlich schockiert, denn wie soll man etwas
verkaufen, wenn man keine Argumente für den Kauf sein solchen Produkts
an die Hand bekommt?
Kurze Zeit später ging es mit dem A600 endgültig abwärts. Sein Preis fiel
immer schneller und H. Jost war beschäftigt, die Dinger so schnell wie möglich
zu veräußern. Das war dann die Zeit, wo es die 600er so schweinebillig in
verschiedenen Märkten zu kaufen gab.
Ich denke, der A600 war einer der großen Sargnägel von Commodore und der
C65 wäre sogar noch ein größerer geworden, der sicherlich schon 1-2
Jahre früher das Aus für Commodore bedeutet hätte.
Was war der Commodore C65?
Der C65 (Arbeitstitel C64DX) sollte Ende 1991, Anfang 1992 den originalen C64
ersetzen. Auch hier die selbe Situation wie beim A500/600. Der C64 verkaufte
sich zur geplanten Einführung des C65 noch gute 150.000 mal pro Quartal. Sei
es in den Osten, Asien oder wohin auch immer. Der Absatz in Europa (Deutschland) liess zwar nach, allerdings war es nicht so beunruhigend, als das man
nun hätte panikartig reagieren müssen. Helmut Josts Aussagen dazu waren immer
"was interessiert mich mein Geschwätz von gestern" und "der tote Fisch stinkt
am Kopf zuerst". Sozusagen die Universalantwort zu jedem Problem... ich vergaß, es gibt ja keine Probleme, sondern nur Lösungen.
Die Vorstellung der Geschäftsleitung war zu diesem Zeitpunkt irgendwie "ungeordnet". Auf der einen Seite wollte man mit einem C64 und einem Spiel wie
Terminator (man beachte, daß Paket sollte Weihnachten 1991 auf den Markt
kommen) den Nintendo-Konsolen Konkurenz machen (alle Achtung), auf der anderen
Seite suchte man einen technisch fortschrittlicheren C64 Nachfolger, der preislich unterhalb eines A500/600 liegen sollte, die Leistungen eines C64 aber
übertreffen sollte. Doc Peter Kittel hatte Helmut Jost (unfreiwillig) auf einen
Trip gebracht, der uns seitdem immer verfolgte. Ein Spiel wie Terminator,
untergebracht auf einem Modul, ist natürlich von den Datenmengen größer als der
Arbeitsspeicher des C64. Man bedient sich daher des "Bankswitching" Verfahrens,
um Speicherblöcke von x-KB durch die Gegend zu schieben, um nicht die kompletten Daten im Speicher halten zu müssen (ging ja wie geschrieben auch gar
nicht). Seitdem war Helmut Jost's ultimative Lösung zu jedem Speicherproblem
das Bankswitching Verfahren, sei es bei einem A600, einem CDTV oder was auch
immer. Hätten wir bloss nicht versucht, ihm etwas zu erklären. ":-))"
Anfangs war es zuerst nur ein internes Gerücht, man arbeite in Westchester an
einem C64 Nachfolger (immerhin war gerade der Kampf um den A4000 im Gange - kommt vorher nochmal eine ECS-Maschine oder nicht?) und es schien uns absurd,
für 1991/92 noch an sowas zu denken. Leider weit gefehlt.
Ein komplettes Entwicklerteam, best. aus 8 Personen (!), angeführt von Fred Bowen
(er ist auch in Dave Haynie's Video zu sehen) wurde für dieses System abgestellt.
Die Leistungen des C65 waren durchaus beeindruckend und hätte es nicht schon
einen C64 und einen A500 gegeben, wäre dieses Gerät möglicherweise auch ein Erfolg geworden. Nur gab es diese Geräte schon und die Zeit sprach gegen den C65.
Wir hatten 10 Exemplare des C65 zu Testzwecken in Deutschland, die wir nach
den Tests (leider) wieder abgeben mussten (einen zum Sammeln hätte ich schon
gerne behalten, zumal die Teile "Top Secret" wie sie angeblich waren, nachher
für fast umsonst vertickt wurden), inkl. den Schaltplänen, einem Quick-Refence Guide und einer Demo-Diskette (die ich auch noch haben sollte, aber
nicht finde... grummel).
Der C65 hatte zwei SID-Chips (für Stereo-Sound), tolle grafische Fähigkeiten
(sie standen denen eines Amiga 500 kaum nach), nur großartig kompatibel war er
nicht. Wir haben in Frankfurt rund 200 Titel getestet (Tester war Andreas
Lobeck, wohnt bei mir um die Ecke :-) - da wir selbst keine Zeit hatten, auch
noch Software für den C65 ausgiebig zu testen hab ich ihn gefragt, ob er es
nicht tun möchte... er als alter 64er Spezi hat's dann auch getan) und die
Kompatibilität lag maximal bei 40-50%. Zuwenig, wenn man bedenkt, daß der C65
den C64 nicht ergänzen, sondern ersetzen sollte. Der C65 hatte ein internes
3,5" Laufwerk, das dem externen Floppy-Laufwerk 1581 entsprach, nur gab es zu
dem damaligen Zeitpunkt schon keine Chips mehr, um 1581 Floppies herstellen
zu lassen, da die entsprechende Fabrik eben keine mehr produzierte.
Es gab zwar einen externen Floppy-Anschluß für ein 1541 Laufwerk, nur wollte
man ja das 3,5" Format zum Standard machen und das geht natürlich schlecht,
wenn man gleich wieder bei 5,25" landet, nur weil sich keine Floppies mehr
produzieren liessen. Nein, eine Amiga-Floppy lief auch nicht, nicht nur
wegen des 800KB Formats nicht...
Geht man davon aus, daß der C65 standardmäßig zumindest intern über 3,5"
Format verfügte, musste ja auch erstmal Software in diesem Format vorliegen,
d.h. entweder vorhandene Titel konvertierten und/oder neue in diesem Format
produzieren. Das hätten selbst große Softwarefirmen nicht mitgemacht.
Die zwei SIDs waren zwar auch ganz nett, entlockten alter C64 Software aber
entweder nur ein Krächzen, oder gar nichts. Der C65 Modus war interessant,
mangels Material aber kaum zu testen und der C64 Modus eben nicht so gut,
wie er hätte sein müssen.
Fred Bowen wurde von Commodore Deutschland für eine Woche eingeladen, um uns
den C65 "schmackhaft" zu machen. Doc Peter Kittel und meiner einer durften uns
ihm annehmen.
Ehrlich gesagt, tat er uns wirklich leid und wir haben versucht, ihn nicht
zu hart anzupacken. Letztendlich haben wir ihm unsere Bedenken zum C65 klargemacht und wie die Situation des C64 hier in Deutschland (Europa) aussieht, im
Gegensatz zu USA etc.
Wir haben ihm natürlich auch die Problematik (Absatz 1 + 2) verdeutlicht und
er gab uns letztendlich in allen Punkten recht. Auf meine Frage an ihn, wo er
die Vorzüge des Geräts sehen würde, antwortete er nur, daß er das auch nicht
wüsste. Er habe die Anweisung von "Oben" erhalten, ein Gerät mit diesen Spezifikationen zu entwickeln und das habe er getan und er gab uns recht, wenn wir
der Ansicht seien, daß Gerät würde uns mehr schaden, als helfen.
Fred Bowen reiste dann nach dieser Woche wieder ab und Doc Peter Kittel und
ich entwarfen ein "Argumentationspapier" in dem wir mehr als eindringlich darauf hinwiesen, daß der C65 uns das Genick endgültig brechen
würde und das wir das so nicht hinnehmen könnten, sollte der C65 Gestalt
annehmen.
In dem besagten Vertriebsmeeting, in dem uns mitgeteilt wurde, daß der PCMCIA
Port des A600 nicht von Commodore unterstützt werden würde, sagte Helmut
Jost dann, daß der C65 nicht kommen würde und das sich darüber sicherlich Doc Peter und ich am meisten freuen würden. Das haben wir dann auch lautstark mit Applaus honoriert. Der Vertrieb wusste eh nicht so recht, was der
C65 denn nun hätte sein sollen und war über unsere Reaktion leicht verwundert.
Das war uns allerdings völlig wurscht. Eines der wenigen Dinge, bei denen man
das gute Gefühl hatte, etwas bewirkt zu haben, auch wenn es "nur" die Abwendung
einer Katastrophe war.
(weiter zu Teil 2)
(cg)
[Meldung: 29. Apr. 2014, 00:05] [Kommentare: 31 - 06. Mai. 2014, 23:37]
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