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08.Nov.2022



Video-Interview: Jens Schönfeld spricht über Turbokartenprojekte
Auf der diesjährigen AmiWest war unter anderem auch ein Interview zwischen Bill Borsari und Jens Schönfeld geplant, was wegen technischer Schwierigkeiten nicht stattfinden konnte. Dies wurde nun via Jitsi nachgeholt und auf YouTube veröffentlicht. Die beiden sprachen vor allem über die Ende Dezember 2018 erstmals von Individual Computers angekündigten ACA1240/1260-Turbokarten, von denen ein Jahr später erste Bilder des Kühlsystems gezeigt wurden.

Wie Schönfeld berichtet, seien aktuell 18 Boards des fünften Prototypen "Release Candidate"-Status der ACA1240 gebaut worden, die nun nochmals diversen Tests unterzogen werden. Diese Version habe 256MB SD-RAM und benötige kein gesondertes Netzteil, sondern sei darauf ausgelegt, mit dem Standard-Netzteil des A1200 zu funktionieren. Schönfeld erklärte, dass DDR-Speicher trotz der höheren Taktrate für diesen Prozessor mehr Nachteile als Vorteile bringen würde, und das augenscheinlich langsamere SD-RAM spürbare Vorteile haben würde, die einen 68040-40 in einigen (wenn auch wenigen) Disziplinen schneller machen würden als einen 68060-50 auf einer Karte aus den 1990er Jahren.
Der Lüfter sei wegen des großzügig ausgelegten Kühlkörpers und der Temperaturregelung kaum zu hören. Eine Sache müsse noch überprüft werden, bevor die Serienproduktion beginnen könne: die korrekte Funktionsfähigkeit des MicroSD-Kartenslots.

Seine auf der Amiga37 getätigte Ankündigung, die Lieferung könne bis Weihnachten erfolgen, scheine aktuell unwahrscheinlich, da der zuständige Mitarbeiter erst krank war und sich nun um familiäre Angelegenheiten kümmern müsse. Er hoffe aber, die Produktion noch in diesem Jahr beginnen zu können. Der Preis soll für die kleinste Version mit 68040/25MHz CPU ca. 500 Euro betragen. Versionen mit anderen CPUs können den Preis stark erhöhen. Die Kapazität des FPGA wurde so gewählt, dass zukünftige Erweiterungen Platz haben. Die Schaltung wurde bereits soweit überprüft, dass der Zugriff auf alle Signale möglich ist, die für angedachte (aber noch nicht öffentlich bekannte) Erweiterungen nötig sind. Die Technik sei ähnlich wie bei den Flickerfixer-Produkten von iComp: Neue Features können einfach per Softwareupdate eingespielt werden. Unter anderem sei das auch der Grund gewesen, warum es so viele verschiedene Prototypen gäbe: Die Schnittstelle zur Kommunikation mit dem Amiga 1200 wurde komplett neu entwickelt und beinhalte eine "ziemlich ausgeklügelte Logik". So können auch theoretischen Maximalwerte (sieben Megabytes pro Sekunde) beim Zugriff auf das ChipRAM erreicht werden, unabhängig von der Geschwindigkeit des Prozessors.

Es gäbe ebenso Überlegungen, eine eigene Grafikkarte zu entwickeln, die für verschiedene Prozessoren auf der ACA1240/1260 gleichermaßen passt. Hier existiert bislang nur eine "Proof of concept"-Schaltung, die die Stabilität des Speichers bestätigt hat, während der "fast GFX"-Anschluss benutzt wird. Auf Nachfrage von Bill Borsari hat Schönfeld bestätigt, dass die Spezifikationen für diesen Port auch anderen Firmen offenegelgt werden kann. Schönfeld nannte spontan den Namen Lukas Hartmann, Inhaber der Firma mntmn, bekannt durch die Grafikkarte ZZ9000.

Schönfeld bezeichnete auf Nachfrage die ACA1240/1260 als "hackable", da sie immer mit einem Sockel für den Prozessor ausgestattet sei. Ein Verkauf ohne Prozessor sei jedoch aus Gewährleistungsgründen nicht vorgesehen. Kunden, die einen eigenen 68060 Prozessor einsetzen möchten, rät er, die günstigste Version mit 68040/25MHz zu kaufen.

Schließlich zeigte er noch einen sehr frühen Prototypen der ACA600: Diese solle einschließlich angeschlossener Amiga1200-Turbokarte und Diskettenlaufwerk in das Gehäuse des Amiga 600 passen. Sie solle so günstig wie möglich entwickelt werden (50-60 Euro) und bringe 8 MB RAM mit. Dabei sind zwei Anwendungsfälle geplant:
  • die Anwendung mit ACA12xx Turbokarte zum Bau eines sehr leistungsfähigen ECS-Amiga
  • die Anwendung als ROM/RAM Erweiterung ohne eine A1200-Turbokarte
Die Motivation für diese Anwendung sei, dass der A600 nicht vollständig A500-kompatibel ist und Änderungen am Speicherlayout und der Kickstart-Version notwendig seien, um bestimmte (meist ältere) A500-Titel auf dem A600 laufen lassen zu können. Im Flash der ACA600 werden nicht nur unterschiedliche Kickstart-Versionen, sondern auch andere Software mitgeliefert. Schönfeld nennt als Vergleichsgröße die Softwareausstattung der ACA1234, welche die essenziellen Werkzeuge für den Datentransfer zwischen anderen Computern und dem Amiga mitbringt. Diese habe laut Schönfeld schon viele positive Rückmeldungen von Kunden gehabt. Das Featureset der ACA500plus solle mit der ACA600 nicht repliziert werden, weil viele Features der ACA500plus beim A600 bereits enthalten sind: Der Computer kann vom internen IDE-Port booten, für den ein CF-Karten-Adapter erhältlich ist. Der PCMCIA-Slot kann mit einem weiteren CF-Kartenadapter ausgestattet werden, für den die ACA600 lediglich die Treiber mitbringt, welche ohne weitere Installation verwendet werden können. Laut Schönfeld funktioniert dies auch dann, wenn das Diskettenlaufwerk defekt sei und keinerlei andere Möglichkeit bestehe, Daten mit anderen Computern auszutauschen. (dr)

[Meldung: 08. Nov. 2022, 03:42] [Kommentare: 43 - 13. Nov. 2022, 13:01]
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