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09.Okt.2022



AmigaOS 4.1: Einführung in das Software Development Kit V54.16, Teil 1
Vor wenigen Tagen veröffentlichte Hyperion Entertainment das Software Development Kit (SDK) V54.16 (amiga-news.de berichtete). Unser Leser und AmigaOS-4-Anwender Josef Wegner hat sich freundlicherweise bereit erklärt, uns in einer Artikelserie das neue SDK und seine Möglichkeiten vorzustellen. Wir sagen herzlichen Dank und übergeben Josef das Zepter für den ersten Teil:

"Nach etwa einem halben Jahr Pause gibt es wieder ein Lebenszeichen von Hyperion Entertainment. Die Firma hat ein neues SDK zum Download bereitgestellt. Aber was ist das? Und für was braucht man es überhaupt? Diese und weitere Frage versuche in diesem und weiteren Artikeln zu klären. Entwickler oder Leser, die bereits eins der vorherigen SDKs installiert und benutzt haben, dürfen jetzt ruhig diesen Artikel überspringen, es wird wohl nichts Neues hier erwähnt werden.

Was ist dieses SDK?

SDK steht auf Neudeutsch für Software Development Kit. Übersetzt ist es ein Softwareentwicklungspaket. Entwickler vom klassischen (m68k) Amiga werden stattdessen den Begriff NDK – Native Development Kit kennen. Native steht dafür, dass die Entwicklung auf dem Amiga selbst stattfindet. Im Gegensatz zu Cross-Kompilierung, wo die Entwicklung auf einem anderen Rechner stattfindet und nur der fertige Code auf den Amiga übertragen und dann gestartet wird. Dafür braucht man auch das SDK, aber nur bestimmte Bestandteile, und geht über das hinaus, was ich in diesen Artikeln besprechen möchte.

Was kann man mit dem SDK machen?

Man kann Programme in der Programmiersprache C auf dem Amiga kompilieren und dann laufen lassen. Grob nach Schwierigkeit geordnet, ist also folgendes mit dem SDK möglich:
  • kleinere Programme in C schreiben
  • die Programmiersprache C erlernen
  • Alte Amiga-Programme auf AmigaOS 4.1 portieren
  • C-Programme von anderen Plattformen (z.B. Linux) auf AmigaOS 4.1 portieren
Was enthält das SDK?

Es enthält alles, um C-Quellcode in lauffähige Amiga-Programme zu übersetzen. Genauer gibt es:
  • verschiedene Version von GNU C-Compiler (gcc)
  • den VBCC, auch ein C-Compiler
  • Dokumentation über die Funktionen, die das AmigaOS bereitstellt
  • sogenannte Header-Dateien, die dem Compiler sagen, wie die Funktionen des Betriebssystems heißen und welche Parameter erwartet werden
  • eine POSIX-kompatible Umgebung, um Linux/Unix/POSIX-Programme zu kompilieren
  • einen Debugger
  • und weitere Tools.
Der GCC ist auf Linux der Standard-Compiler und die meisten Programme auf der Linuxwelt können nur mit diesem Compiler ohne Änderungen übersetzt werden. Im SDK können verschiedene Versionen installiert werden, im aktuellen SDK stehen die Versionen 6.4, 8.4, 10.3 und 11.2 zur Auswahl. In der Regel bedeutet eine höhere Version, dass der Compiler mehr Funktionen hat und "besser" ist. Aber manchmal fallen auch Möglichkeiten weg, z.B. eine bessere Unterstützung des (noch zu erscheinenden) A1222 plus (Tabor), die nur bis zur Version 6 im GCC enthalten ist.

Der VBCC ist ein schlanker, kleiner (im Vergleich zum GCC) Compiler, der eine Vielzahl von Zielen unterstützt, z.B. Amiga mit einem 680x0, MorphOS, AmigaOS 4.1, aber auch Atari, ARM, 6502, um nur einige zu nennen. Im SDK aber liegt nur eine Version für AmigaOS 4.1 dabei. Möchte man auf AmigaOS 4.1 auch für die klassischen Amigas programmieren, benötigt man weitere Pakete vom VBCC.

Sehr wichtig sind die sogenannten Autodocs, die alle öffentlichen Funktionen des Betriebssystems beschreiben. Wenn man nachschlagen will, wie eine Funktion heißt, welche Parameter diese benötigt oder wie genau diese funktioniert, wird man in den AutoDocs fündig. Um diese besser lesen und durchsuchen zu können, gibt es ein Programm namens AutoDocViewer, der diese Aufgaben übernimmt.

Was enthält das SDK nicht?

Das SDK enthält keine IDE (integrierte Entwicklungsumgebung), es sind fast ausschließlich Kommandozeilenwerkzeuge. Wer eine Umgebung wie Visual Studio oder Eclipse erwartet, wird wohl enttäuscht werden. Und es gibt kein Tutorial, das einem den Einstieg erleichtert.

Was braucht man zusätzlich zum SDK?

Für die Benutzung des SDKs werden die Kommandozeile („Shell“) und ein Texteditor (z.B. NotePad) benötigt. Beide sind standardmäßig beim AmigaOS 4.1 dabei. Allerdings wäre es hilfreich, einen besseren Texteditor zu benutzen, der folgende Funktionen aufweist:
  • automatische Einrückung
  • farbiger Syntaxhervorhebung
  • Scripting bzw. Aufruf von Programmen direkt aus dem Editor
Je nach Geschmack und Geldbeutel gibt es da verschiedene Möglichkeiten: Wer noch mehr Funktionen braucht, könnte sich die folgenden Amiga-IDEs anschauen: Leider sind die beiden IDEs nicht mehr so aktuell, und besonders CubicIDE benötigt einige Anpassungen, um es auf AmigaOS 4.1 mit dem aktuellen SDK zum Laufen zu bringen.
In den weiteren Artikeln werde ich mich der Installation des SDKs, dem Schreiben kleiner Programme, der Erläuterung des Unterschieds zwischen Standard-C- und Amiga-Programmen und wie man Linux/Unix-Bibliotheken kompilieren und auf dem AmigaOS 4.1 einsetzen kann, widmen." (dr)

[Meldung: 09. Okt. 2022, 13:44] [Kommentare: 8 - 29. Okt. 2022, 11:20]
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