23.Mär.2017
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Podcast: AmiCast 21 - Zusammenfassung des Interviews mit David Pleasance
In der 21. Ausgabe seines Podcasts spricht Krzysztof Radzikowski mit dem ehemaligen Commodore-UK-Leiter David Pleasance (amiga-news.de berichtete). Unser Redakteur Daniel Reimann hat sich das Interview angehört und die wesentlichen Aussagen zusammengefasst:
- David Pleasance war 12 Jahre lang für Commodore tätig: Er begann als Verkäufer bei Commodore UK und stieg zunächst zum Verkaufsmanager sowie anschließend zum Verkaufsdirektor auf.
- Als nächstes wechselte er zu Commodore International Limited nach Basel und kümmerte sich dort um den Export der Computer in zunächst 35, später 37 Länder.
- Anschließend ging er nach Amerika zu Commodore Inc., der US-amerikanischen Verkaufsfirma, wo er als Vizepräsident wirkte, um letztlich wieder nach Großbritannien zurückzukehren und als Geschäftsführer bei Commodore UK zu arbeiten.
- Aktuell beabsichtigt er, ein Buch über seine Zeit bei Commodore zu schreiben, mit dem er einen Blick von innen statt von außen bieten möchte.
- Die Finanzierung des Buches ist mittlerweile gesichert. Die zusätzlich geplante digitale Fassung soll bspw. auch Interviews und Musik enthalten.
- Zu seinem Versuch, Commodore zu übernehmen, führt David Pleasance aus, dass er mehrere Monate daran gearbeitet und einen wohldurchdachten Plan erstellt gehabt hätte, mit dem seiner Überzeugung nach Commodore wieder profitabel geworden wäre. Er meint, dieser Plan wäre binnen sieben bis acht Monaten realisierbar gewesen. Hierfür wären 50 Millionen Dollar benötigt worden, wovon jedoch weniger als 10 Millionen für den eigentlichen Kauf von Commodore vorgesehen waren - den überwiegenden Teil des Geldes hätte er nutzen wollen, um die offenen Rechnungen der Zulieferfirmen zu begleichen.
- Zwei Tage vor der Auktion hätte er die 50 Millionen zusammenbekommen gehabt: Einer der Investoren, der die Hälfte des Geldes zur Verfügung stellen wollte, sei ein chinesischer Produktionsbetrieb gewesen. In seinen Augen der ideale Partner, weil er dann Komponenten preiswert hätte produzieren können.
- Zeitgleich habe sich dieses chinesische Unternehmen jedoch entschlossen, sich lieber Escom anzuschließen - der Grund sei eine Zusage Escoms gewesen, nur ein paar statt der von Pleasance benötigten 25 Millionen Dollar investieren zu brauchen. Entsprechend habe er sich völlig hintergangen gefühlt.
- Nach dem gescheiterten Rettungsversuch habe er sich völlig aus dem Geschäft zurückgezogen, sei nach Australien gegangen, habe ein Restaurant gekauft und sei ins Musikgeschäft eingestiegen.
- Wiederbelebt worden sei seine Beziehung zum Amiga durch die Einladung zur Feier des 30. Amiga-Geburtstages in Amsterdam.
- Auf seine zwölfjährige Tätigkeit bei Commodore sei er stolz. Zwar habe er natürlich auch Fehler gemacht, aber viele seiner Entscheidungen hätten sich als richtig erwiesen und funktioniert.
- Zur Amiga32 in Neuss sei er auch eingeladen worden, jedoch könne er noch nicht verbindlich zusagen, weil er ein Projekt namens "FriendUP" gestartet habe und in der kommenden Zeit mit der endgültigen Finanzierung rechne. Und sobald diese zustandengekommen sei, wolle er vor Ort in Miami sein.
- Bei FriendUP sei er für die Vernetzung der Entwickler verantwortlich, die bislang ohne Bezahlung gearbeitet hätten. Registriert sei das Unternehmen aus Steuergründen im US-Bundesstaat Delaware, der tatsächliche Hauptsitz jedoch ein Büro in San Francisco. Nahziel sei die Entwicklung eines Citrix-Ersatzes. Mittelfrisitig solle ein "Friend-Store" aufgezogen werden, über den jeder, der ein Programm entwickelt, ein Musikstück geschrieben oder einen Film gedreht habe, sein Werk verkaufen könne. Welches Betriebssystem der Käufer nutze, sei hierbei egal, da die Daten nie physisch auf den eigenen PC geladen würden, sondern über die Software des Stores abgespielt bzw. ausgeführt würden.
- Bezüglich dieses Unterfangens sei er der festen Überzeugung, dass FriendUP so groß wie Google oder Microsoft werden könne, da man nur einen Bruchteil der Gebühren erheben werde und der Store nicht auf ein bestimmtes Betriebssystem beschränkt sein werde, sondern plattformübergreifend funktioniere.
- Auf seine Meinung zu aktuellen Amiga-Entwicklungen angesprochen, äußerte David Pleasance, dass diese Bemühungen rein als Nostalgie-Projekte anzusehen seien.
(snx)
[Meldung: 23. Mär. 2017, 06:11] [Kommentare: 11 - 24. Mär. 2017, 22:21]
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