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30.Jul.2001
Benjamin Yoris (E-Mail)


Hyperion Entertainment lehnt die Idee eines x86 AmigaOS ab
Nach der Veröffentlichung eines Artikels in AmigActive und der Ankündigung von "Amithlon" auf der AmiWest erreichen uns eine ganze Menge an E-Mails von Leuten, die uns nach unserer Meinung über eine Portierung des AmigaOS auf x86-Architekturen im Vergleich zu einem PPC-nativen OS fragen.

Werden wir dies unterstützen? Was wären die Konsequenzen eines nativen x86 für den Amiga-Entwickler?

Ein Wort: Katastrophal. Ein x86-natives AmigaOS würde das Ende aller ernsthaften kommerziellen Amiga-Entwicklung einläuten.

Bevor wir unseren Punkt näher erläutern, möchten wir eine Reihe von Dingen klarstellen:

Die Tatsache, dass Hyperion Windows-Programme portiert hat keinen Einfluss auf unsere Meinung. Der Amiga-Markt ist nur noch von geringer kommerzieller Bedeutung für uns.

Wir möchten auch keinen Streit über die jeweiligen Vorteile der PowerPC-Architektur oder x86-Architektur vom Zaun brechen. Beide CPU-Familien haben ihre Vor- und Nachteile. Unerreichbare Multimedia-Performance (AltiVec), geringe Stromaufnahme und ein klarer Aufstieg in die 64-Bit-Welt, dem gegenüber x86´s schnelle Entwicklung, reine Rechenleistung und ein niedriger Preis steht.

Wir möchten auch nicht den Eindruck erwecken, dass wir die technische Errungenschaft von VMC herunterspielen: Amithlon ist technisch eindrucksvoll und sehr schnell.

Aber es enthält auch die Gefahr für das Ende aller ernsthaften kommerziellen Entwicklung auf dem Amiga.

Warum ?

Sobald x86 die Bühne betritt, ist Windows immer dabei. Essentiell wird die Versuchung eines AmigaOS x86-Users sein, parallel zu AmigaOS x86 ein Windows-System installiert zu haben, um mittels Bootselector zwischen beiden System umzuschalten, wie wir bei BeOS und Linux gesehen haben.

Sowohl BeOS als auch Linux dienen als eindeutige Warnung davor, was passiert, wenn man versucht gegen Windows auf der gleichen Hardware anzukämpfen: Das jeweilige System wird degradiert zu einem Windows Addon-Produkt, ohne eine nennenswerte native Software.

BeOS, obwohl es ein sehr eindrucksvolles OS ist, hatte niemals eine Chance ein eigenes Marktsegment zu erobern. Hyperion hält mehr Lizenzen als es Spiele für BeOS gibt.

Ein Blick auf Linux eröffnet eine ähnliche Situation, die wir aus erster Hand miterleben. Wieviele native Applikationen und Spiele gibt es für Linux? Trotz der hohen Anzahl an aktiven Benutzern hat Linux nur einen kommerziellen Spieleentwickler, und die Anzahl ernsthafter, kommerzieller Anwendung kann an einer Hand abgezählt werden.

Der Grund hierfür ist einfach: Warum sollte eine Softwarefirma Geld in eine Portierung investieren, wenn die Benutzer direkt in Windows booten können, oder über einen Emulator wie Wine oder VMWare, die es erlauben, Windows-Software unter Linux zu entwickeln. Der immer noch größere Markt macht die Kosten unattraktiv (ebenso davon betroffen sind Eigenentwicklungen, Anmerkung des Übersetzers). Das Resultat ist klar: Niemand kauft Produkte für Linux. Neue Spieletitel können maximal wenige tausend Einheiten auf Linux verkaufen, wohingegen mehrere Zehntausend Einheiten auf dem Mac verkauft werden. Dazu kommt, dass bei Linux-Titeln die Preise niedrig gehalten werden müssen, um mit den Windows-Versionen konform zu gehen (da Linux mit seinen geringen Stückzahlen kein entsprechende Rentabilität bietet), anderenfalls verhilft man der Windows-Version zu noch größerer Attraktivität.

Linux wird im Moment zum Windows-Addon degradiert, mit einiger Software, die nur aufgrund einer eingebauten Windowsemulation (Corel) zum Laufen gebracht wird.

Linux hat sich eine Nische im Server- bzw. Embedded-Systems-Markt erarbeitet, aber als Desktop-System ist sein Marktanteil ein Witz. Fast alle großen Linuxfirmen schließen oder bauen Stellen ab, weil niemand Geld damit machen kann.

Wenn also jemand fragt, wer den größeren Desktop-Marktanteil hat, Red Hat Linux oder Apple Mac, sollte die Antwort heißen: Wen kümmert's? Die echte Frage ist: Wer macht (mehr) Geld auf dem Desktop, und wer hat die bessere Softwareunterstützung?

MacOS X könnte sehr leicht auf x86 gebracht werden. Der Kern von MacOS X läuft schon auf x86, aber kein Haar auf Steve Jobs Kopf denkt an die Möglichkeit, den isolierten Nischenmarkt wegen eines offenen Kampfes gegen Windows auf Windows-eigener Hardware aufzugeben. Apple will im Geschäft bleiben, so dass Apples Anwender Software bekommen, die es auf anderen Plattformen nicht gibt.

Die Ressourcen, die einem großen Windows-Entwickler zur Verfügung stehen und die Preise, die diese durch die große Anzahl verkaufter Einheiten erreichen, können nicht von einem Entwickler in einem Nischenmarkt erreicht werden. Sie können nur überleben, solange die Plattform isoliert ist vom Windows-Markt.

Leute, die eine x86-natives AmigaOS proklamieren, sollten hinter die "preiswerte" Hardware blicken und verstehen, dass sie den Amiga als Desktop-Plattform zu einem Dasein als Emulator für alte Software ohne echte Neuerungen verdammen.

Niemand außer einer kleinen Gruppe von Anhängern wird Geld bezahlen für Software, die (teilweise emuliert) langsamer läuft als gleiche Software auf Windows und anstelle dessen die billigere, schnellere, native Windows-version kaufen, die ja dann auf der gleichen Hardware läuft.

Welchen Sinn hat preiswerte Hardware, wenn es keine Software gibt, die das x86-basierte System native unterstützt? Wie lange wird es dauern, bevor die Entwicklung eines solchen Betriebssystems auf der Strecke bleibt aufgrund niedriger Verkäufe? Genau dies ist mit BeOS passiert....

Ben Hermans
Managing partner, Hyperion Entertainment
(ps)

[Meldung: 30. Jul. 2001, 19:19] [Kommentare: 215 - 02. Okt. 2004, 21:07]
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