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14.Apr.2001



Neues aus dem Himmelreich
Wir berichteten am 20.03.2001 über die Tatsache, dass unserem Grafiker Rolf Tingler eine Abmahnung bezüglich seiner Website oberhexe.de ins Haus geflattert war. Die Kirchenpflege adressierte diese an seine Frau Gabi Tingler, da sie in Teilzeit als Hausmeisterin in einem Gebäude, welches der katholischen Kirchengemeinde gehört, tätig ist, und in dem sich auch die dienstliche Mietwohnung der Familie Tingler befindet.

Die Kirchengemeinde empörte sich über die Website oberhexe.de, da diese angeblich den Kindergarten, welcher sich ebenfalls in dem Gebäude befindet, mit "Hexenkult" in Verbindung brächte. Diese Behauptung wurde anhand dreier Bilder aufgestellt, auf denen der Eingangsbereich des Gebäudes sowie der Geräteschuppen, welcher lt. Tinglers, seit Generationen schon als "Hexenhäusle" bezeichnet wird, zu sehen waren. Diese Bilder wurden sozusagen als Entgegenkommen, jedoch ohne Anerkennung der Rechtmäßigkeit der Abmahnung, vorerst von der Website genommen.

Aus der Tatsache, dass die Abmahnung an Gabi Tingler als Angestellte der katholischen Kirche und nicht an Rolf Tingler, den Website-Inhaber geschickt wurde, kann man getrost schließen, dass es im Grunde nicht wirklich um die Bilder geht, die Teile Gebäudes zeigen, sondern vielmehr um die Art, wie Gabi Tingler in der Galerie präsentiert wird. Das geht unseres Erachtens auch aus folgendem Satz in der Abmahnung hervor: "Auch wenn in der Website eine private Seite Ihrer Persönlichkeit aufgeschlagen ist, passt diese Website nicht zum Verwendungszweck des von Ihnen verwalteten Gebäudes."

Unser Grafiker und seine Frau gehen gegen diese Abmahnung vor, da sie ihnen überzogen und ungerechtfertigt erscheint. Es hieß unter anderem in dem besagten Schreiben, dass die Aufrechterhaltung der Website zur Auflösung des Dienstvertrages führen könne. Die besagte Website ist wiegesagt auf Rolf Tingler selbst registriert und nicht auf seine Frau.

Hier nun eine Übersicht über den bisherigen Verlauf in dieser Angelegenheit:

Nach unserem Artikel erweckte der Fall bei Heise, dem Stern und unzähligen regionalen Zeitungen großes Interesse und es dauerte nicht lange, bis diverse Rundfunkanstalten um Interviews baten, welche dann auch gesendet wurden. Natürlich wurde auch der betreffende Pfarrer befragt, welcher sich zunächst nicht zum Sachverhalt äussern wollte. In späteren Befragungen gab der Pfarrer vom Medienrummel merklich überrascht und zurückrudernd zur Kenntnis, dass der Fall mit dem Entfernen der besagten Bilder erledigt sei, die Kirche allerdings nicht einlenken wolle, und die Abmahnung weiterhin in der Personalakte bestünde. In einem Interview gab er an, dass die Frau unseres Grafikers Verantwortung für den Kindergarten trage, wobei er wohlweißlich nicht erwähnte, dass sich diese Verantwortung lediglich auf das Reinigen der Waschräume beschränkt und im Auf- und Abschließen der Räumlichkeit gipfelt.

Der Pfarrer erwähnte auch, dass eine Kindergärtnerin, welche sich als "Hexe" gebärden würde, sofort eine gerechtfertigte Kündigung erhielte, weil Hexengeschichten einen negativen Einfluss auf Kinder hätten. Es ist sehr auffällig, wie stark der Pfarrer immer wieder den Kindergarten anspricht. Dass diese Website sehr humorvoll an das Thema "Hexen" herangeht, über Sitten, Gebräuche und leckere Rezepte schreibt, wird wie nicht anders zu erwarten nicht erwähnt. Da fragt man sich doch gleich, welche verheerende Wirkung Bücher wie "Harry Potter", "Bibi Blocksberg" oder das Märchen "Hänsel und Gretel" auf unsere Kinder haben müssen.

Die große und fast durchweg positive Resonanz aus der Bevölkerung lässt darauf schliessen, dass die Ansichten des Pfarrers nicht logisch nachvollziehbar sind und die Reaktion der Kirchengemeinde als recht übertrieben empfunden wird.

Interessant in diesem Zusammenhang finden wir die Tatsache, dass vor der Abmahnung nicht einmal der Versuch einer Einigung gemacht wurde. Von seiten der Kirche wurde weder ein persönliches Gespräch gesucht, noch wurden Tinglers überhaupt irgendwie auf das "Problem" hingewiesen.

Ende April wird eine Güteverhandlung vor dem Arbeitsgericht stattfinden. Gabi Tingler will erreichen, dass die Abmahnung aus der Personalakte entfernt wird. Sie nimmt die Klageführung selbst in die Hand, um zu gewährleisten, dass diese in ihrem Sinne geschieht. Wir werden Sie natürlich über das Ergebnis der Verhandlung auf dem Laufenden halten. (ps)

[Meldung: 14. Apr. 2001, 15:20] [Kommentare: 30 - 16. Apr. 2001, 18:16]
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