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10.Apr.2000
Martina Jacobs


Amiga2K: Übersetzung der Analyse von Corinna Cohn, Teil 2
Corinna Cohn hat in Squids Forum eine dreiteilige Analyse der Amiga2K Show in St. Louis gepostet. Lesen Sie die Übersetzung ins Deutsche von Teil 2 von Martina Jacobs. Teil 3 folgt in Kürze.

Eine Analyse der Amiga 2k in St. Louis von Corinna Cohn, Teil 2

Quelle Originalartikel: flyingmice.com
Übersetzer: Martina Jacobs

Teil 1 und Teil 3

Das Banquet:

Ich hasse Pilze. Tatsächlich hasse ich es, auf Banquets zu essen. Ich hasse es sogar, wie man Banquet buchstabiert. Das einzige Banquet, das ich jemals wirklich genossen habe, war das Erste auf der Show in Sacramento, das wie ein Buffet organisiert war.

Wie dem auch sei, nach dem Essen und nachdem uns knusprige Eiscreme serviert worden war (pfui), stand Bill McEwen auf, um seine Demonstration zu präsentieren. Bill stellte sich vor die Menge, zeigte einen 6er-Pack Diät-Cola und eine Scala-Slideshow. Bill kam zum Kern der Sache, nachdem er Bob Scharp und dessen Frau Dianna in deren speziell angefertigten Amiga-Bomberjacken präsentierte, und ihnen für all ihre harte Arbeit für die Show dankte und die Menge eingeladen hatte, ein Amiga-T-Shirt zur Erinnerung zu nehmen.

Der erste Teil der Präsentation handelte von der Geschichte der neuen Firma Amiga. Bill sprach davon, von Amiga entlassen worden zu sein (was nicht ganz richtig ist, da er Unternehmer/Auftragnehmer war und nicht Angestellter) und fuhr damit fort aufzuzeigen, dass gut leben die beste Rache ist. Ein paar Bilder von den neuen Büros von Amiga und die Ansicht besagter Büros zeigte, dass Amiga Geld hat und erst recht, dass Amiga Geld verdienen will.

Die Präsentation ging mit einer Zusammenfassung dessen weiter, was sie in den ersten drei Monaten ihrer Arbeit getan haben. Ich bemerkte eine starke Ähnlichkeit zwischen Bills Rede und der, die Jim Collas letztes Jahr auf der gleichen Veranstaltung gehalten hatte. Manchmal verwendete Bill sogar exakt die gleichen Phrasen. Mehr darüber später. Amigas Partnerschaft mit TAO scheint in Amigas neuer Strategie der wichtigste Bestandteil zu sein. TAO dient einem ähnlichen Ziel, wie es QNX ursprünglich anstrebte: Die Grundlagen für das Amiga-Interface zu liefern.

Bill fuhr fort, über die große Bedeutung der strategischen Partnerschaften zu sprechen und ließ Namen wie Sony, JVC und Motorola fallen. Was sind die Beziehungen zwischen diesen Firmen und Amiga? Nun, offenbar versuchen diese Firmen zusammenzukommen, um einen Standard für ein Betriebssytem für Endkunden-Geräte zu erstellen und Amiga hofft, die Lücken zwischen den Zielen dieser unterschiedlichen Firmen schließen zu können. Ich verstehe das so: Das Amiga-Environment [Amiga-Umgebung] (OE, Operating-Environment laut Jim Collas) wird auf TAOs virtueller Maschine aufsetzen, welche wiederum auf ein anderes Betriebssystem aufsetzen kann, wie z.B. Linux. Das bedeutet, dass, egal um welches Betriebssytem es sich handelt, Amiga plus TAO die Schnittstelle für Anwender und Software sein kann. Wird das funktionieren? Ich bin doch daran interessiert zu sehen, was geschehen wird.

Mr. McEwen sprach auch darüber, das Amiga Unterstützung von zwei verschiedenen Linux-Firmen erhält; RedHat und Corel. Bill sprach darüber, wie aufgeregt diese sind, mit Amiga zu arbeiten. Aber die Bilder die er zeigte, die Bob Young und Michael Cowpland zitierten, schienen nur anzudeuten, dass diese Firmen glücklich waren zu hören, dass Amiga mit ihnen arbeiten wollte.

Danach spielte Bill Gateway-Amigas Arbeit am Gehäuse-Design herunter (es gibt ein Gerücht, dass sie 1.6 Millionen Dollar dafür bezahlt haben) und prahlte dann damit, er hätte ein paar Designs von Disney-Animatoren. Dann zeigte er etwa ein Dutzend Dias von Konzepten für Tower, Desktops, Spielekonsolen und Server. Ein paar Leute werden diese Konzepte genossen haben, aber meiner Meinung nach sollten nur Leute, die im Bereich Design für Endkunden-Produkte Erfahrung haben und dafür qualifiziert sind, sich an so etwas versuchen. Diese Designs waren entweder häßlich, unpraktisch, unmöglich oder alles zusammen. Vielleicht wird Bill ein paar der Bilder auf der Amiga-Webseite herausbringen, so dass sie ihre eigenen Schlüsse ziehen können.

Es gab eine kurze Demonstration der TAO-Technologie. Das TAO ließ ein virtuelles OS auf Linux aufgesetzt laufen. Das TAO-Fenster sah exakt wie etwas von AmigaOS 3.1 aus, doch das ist ziemlich einfach mit jedem System zu erreichen. Sie demonstrierten die Geschwindigkeit der Java-Virtuel-Machine von TAO, indem sie verschiedene Applets gleichzeitig öffneten. Ich möchte darauf hinweisen, dass ein Applet schneller abläuft, wenn man es stationär startet, als eines das heruntergeladen wird, weil Java [TM] dann nicht so viele Sicherheitstests machen muss. Sie hatten eine aktualisierte Version des Boing-Demos, das in der Lage war den Ball tatsächlich mit dem Mauszeiger aufzunehmen und in auf dem Bildschirm herumzuwerfen, der dann von Elementen abprallte. Andere Applets beinhalteten Videofilter, die über Fenster abgelegt werden konnten, um etwa deren Helligkeit zu vergrößern, eine sepiafarbene Tönung zu erzeugen oder das Fenster in Falschfarben darzustellen.

Die Präsentation schloss, nachdem Bill den Rest das Amiga-Teams vorgestellt hatte, bekleidet mit ähnlichen Jacken, wie sie die Scharps bereits früher am Abend erhalten hatten.

Meine Eindrücke von der Präsentation auf dem Banquet:

Alles in Allem war ich mit der Präsentation nicht zufrieden. Der erste Teil schien eine Kombination aus Mr. McEwen zu sein, wie er Gateway mit der Nase in den Dreck drückt und Mr. McEwen, wie er darüber spricht, was Fleecy Moss für ein aufregender Kerl ist (meine Meinung über Fleecy ist gut bekannt, doch mehr dazu in Kürze). Ich finde, der erste Teil der Präsentation hätte leicht ohne das gemacht werden können. Alles, was das bewirkt hat war, dass es sich negativ auf meine Meinung über Mr. McEwens Professionalität ausgewirkt hat.

Die Partnerschaften, über die Mr. McEwen so in Fahrt geriet, wirkten in etwa so: Amiga ist Partner von TAO, TAO ist Partner von ein paar anderen Firmen, diese Firmen haben Partnerschaften mit JVC, Sony, usw... Offenbar reichte das aus, um Treffen zwischen Amiga und diesen Firmen zu ermöglichen, aber es sieht sehr nach einer Freund-vom-Freund-eines-Freundes-Partnerschaft aus. Ich hatte das Gefühl, Bill stellte die Beziehungen Amigas zu den Linux-Firmen schlecht dar. Möchten RedHat und Corel mit Amiga arbeiten? Oder sind sie nur glücklich, dass Amiga mit ihnen arbeiten möchte? Ich bat Bill später am Abend dies klarzustellen, wozu ich weiter unten ausführlicher schreibe.

Die Gehäuse-Designs, die Bill vorstellte, waren grausig. Einer nach dem Anderen war es, als bekäme man Dias von Säureopfern zu sehen. Das Tower-Gehäuse sah aus, wie durch einen Scherzspiegel gesehen. Die Spielekonsolen sahen wie aufgeblasene Plastikblasen oder Camping-Laternen aus, je nach Design. Die Server ähnelten Toiletten mit hervorstehenden Rohren. Ich weiß nicht, warum Bill darauf so stolz war. Im Aminet gibt es bessere Konzepte für neue Amigas. Zur Hölle, das Staubsauger ähnliche Design von Escom sah besser aus. Der A600 sah besser aus.

Als ich die Präsentation verließ, war ich ziemlich sauer.

Mein Gespräch mit Bill McEwen:

Später am Abend ist es mir gelungen, Mr. McEwen mit seiner Präsentation zu konfrontieren. Er war für meine Fragen offen und an meiner Meinung interessiert. Ich bin dankbar für die Gelegenheit, diese mit ihm teilen zu können. Ich führte verschiedene meiner Punkte auf und er antwortete.

Zuerst erzählte ich ihm, dass ich glaube, seine Rede hätte zu sehr nach der von Jim Collas im letzten Jahr geklungen und es, abgesehen von der TAO-Demonstration, zum größten Teil verpatzt wurde. Bill sagte, das klinge gut, wenn man bedenkt, dass er Jims Rede vom letzten Jahr geschrieben hatte. Ich versuchte darauf hinzuweisen, dass es unwichtig wäre, dass er sie geschrieben hatte, weil der Effekt der war, dass es sich angehört hätte, als würde er Jims Plattform wiederverwerten. Nun..., tatsächlich verwerten sie Amigas frühere Pläne, doch mit ein paar kleinen Unterschieden.

Als Zweites sagte ich ihm, es würde mich betroffen machen, dass Amigas Stufe von Professionalität nicht hoch genug sei, um Zuversicht auszulösen. Das ist zum größten Teil auf meine Probleme mit Fleecy als Leiter zurückzuführen (Dinge wie Scherze über Bestialität im Rahmen eines Interviews) und auf Bills fortlaufendes Nasendrehen in Richtung Gateway. Ich komme mir vor, als würde ich eine Zuversicht verraten, indem ich hier zu viel erwähne, aber ich sage, er sprach meine Besorgnis an und ich erwarte von Amiga in Zukunft eine Verbesserung zu sehen.

Drittens brachte ich die Gehäuse-Designs zu Sprache, die er gezeigt hatte. Als Antwort sagte er mir, dass Amiga, außer der Entwickler-Box und vielleicht dem ersten Gerät für Endkunden, nicht plane eigene Hardware zu verkaufen. Das war verwirrend. Warum sollte er denn sogar Designs zeigen, wenn sie nicht vor hatten, mit ihren eigenen Produkten in diese Märkte zu gehen. Ich sagte ihm, dass er den Eindruck hinterlassen hat, sie hätten vor, diese Produkte zu machen. Er sagte, er würde versuchen klarzustellen, was Amigas Pläne bezüglich Hardware sind.

Schließlich nannte ich meine Probleme mit seiner Anmerkung darüber, dass die Linux-Firmen Partner wären. Ich fragte, warum RedHat oder Corel, zu Gunsten des Amiga-Systems, auf KDE oder Gnome verzichten sollten. Er erklärte, dass nur der Linux-Kernel verwenden wird.

Meiner Meinung nach würde es keinen Sinn machen, mit den Beiden eine Zusammenarbeit anzufangen, wenn sie nur den Linux-Kernel verwenden würden. So denke ich, zwei Dinge könnten hier ablaufen: 1) Amiga versucht durch den Namen Linux Aufmerksamkeit zu erlangen; 2) RedHat und Corel könnten versuchen, mit dem Amiga-Interface in den Markt für Endkundengeräte hineinzukommen.

Mein Interview mit Fleecy Moss:

Würden sie mir glauben, dass nicht weniger als drei Leute, die meine erste Kritik über Fleecy auf MooBunny gelesen haben, auf der Show tatsächlich auf mich zu kamen und mir dafür dankten? "Arexx" Aaron Ruscetta versicherte mir, dass ich zumindest etwas offener für Fleecys Ideen sein sollte. Also entschloss ich mich dazu, wirklich mit Fleecy zu reden.

Fleecy war so nett mir etwas Zeit zu opfern, obwohl er an dem Sonntag Morgen sehr beschäftigt war. Um zu verhindern, dass wir gestört werden, schlichen wir zurück zum Pool und nahmen einen Tisch mit nur zwei Stühlen. Ich erklärte, dass ich ihm gegenüber sehr kritisch sei und ich, im Interesse der Gerechtigkeit, gerne seine Sichtweise erfahren würde. Leider hatte ich keine Möglichkeit die Unterhaltung aufzuzeichnen, also werde ich nicht zitieren, sondern umschreiben.

Ich fing mit meiner Beschuldigung an, dass er nicht genug Erfahrung habe, um diese Arbeit zu machen. Ich bat ihn, zu erklären, inwiefern irgendeine Arbeit, die er zuvor gemacht hatte, mit dem zu tun hat, wofür er jetzt verantwortlich ist. Er sagte mir, dass er für eine Reihe großer Geschäftsprojekte als Projektmanager hinzu gezogen worden war. Er beschrieb einige der Systeme, an denen sie gearbeitet hatten, was die Ziele gewesen waren und wie sie diese ereicht hatten. Fleecy wurde in der Vergangenheit beschuldigt, ein Jargon-Slinger (jemand der häufig Fachausdrücke verwendet) zu sein und ich kann das als wahr bestätigen, doch er weiß, was das Alles bedeutet, obwohl er zuviel davon einsetzt.

Ich war noch immer nicht davon überzeugt, dass die Projekte, an denen er vorher gearbeitet hatte, ihn für seine jetzige Arbeit vorbereitet haben. Doch jetzt habe ich eine bessere Vorstellung davon, was er in der Vergangenheit vollbracht hat. Ich glaube, es gibt in den USA in diesem Moment 20.000 Leute mit der gleichen Art von Erfahrung. Ein paar dieser Leute arbeiten gerade an Betriebssystemen oder Betriebsumgebungen, denn derartige Projekte bringen die Form von Fachkenntnissen, an der es meiner Meinung nach Fleecy mangelt. Wir werden sehen, was aus diesem Projekt werden wird. Es scheint, die Partnerschaft mit TAO ist positiv. Tatsächlich sind alles, was wir bisher gesehen haben, TAOs Ideen, nicht die von Fleecy. Ich bin gespannt, welchen Einfluss seine Ergänzungen haben werden.

Ich brachte zur Sprache, das alle Gruppen der Gemeinde, die er entweder ins Leben gerufen oder angeführt hat, gescheitert sind. Er sprach von der Politik hinter JMS, den Zielen von OASYS und was bei KOSH schiefgelaufen war. Er sprach auch von seinen Beziehungen zu verschiedenen Leuten bei Amiga. Nachher hat er einfach noch eine ziemliche Weile weitergeredet und aus diesem Blickwinkel, gibt es Feindschaft zwischem ihm und Alan Havemose, Jeff Schindler und Steve Jones. Es klingt, als hätte Fleecy keine gute Beziehung zu irgend jemand dort, außer zu Bill McEwen, was deren derzeitige Partnerschaft erklärt.

Fleecy mangelt es an Allem, das man braucht, um der Führer zu sein, der er sein soll und er scheint das zu erkennen. Er sagte, die öffentlichen, scharfen Bemerkungen über seine früheren Arbeitgeber und auch, dass er seine Angriffe von Kosh aus gestartet hatte, täten ihm leid. Das Eine sollte nicht mit dem Anderen in Verbindung gebracht werden. Er sagte, es würde ihn plagen, dass so viele Leute ihm scheinbar blind folgen. Er sagte, er schätzt konstruktive Kritik.

Meine Meinung über Fleecy hat sich ein wenig gewandelt. Ich glaube nicht mehr, dass er auf Kosten des Amiga seine eigene Bekanntheit vergrößern möchte, aber ich halte ihn noch immer für ein wenig kurzsichtig. Ich denke, seine Ideen sind ein wenig seltsam, obwohl ich ihn nicht mehr mit Tim Rue auf eine Stufe stelle. Seine Konzepte sind zu abstrakt, um diese ohne sehr viel Forschung zu kommerzialisieren. Jedoch glaube ich, er verdient eine Chance, diese Forschungen anzustellen. Wenn Fleecy damit glücklich wäre, einfach R&D für Amiga zu machen, dann wäre ich zufrieden. Wenn er aus dem Rampenlicht treten würde, würde ich aufhören mich zu beschweren. Wenn er aufhören würde, sich selbst als Führer der Gemeinde darzustellen, ich würde nicht länger mit Steinen werfen.

Es gibt zwei Arten, wie die Leute sich auf Fleecy beziehen: Entweder sie verehren ihn und betrachten ihn als Visionär, oder sie stellen sich ihm entgegen und betrachten ihn als Täuscher. Auf wieviele Arten beziehen sich die Leute auf Randall, so oder so, einer, der zu den großen Drei der Amiga-Geschäftsführung gehört, an dessen Nachname man sich nicht erinnern kann? Wenn Fleecy nicht jedesmal vor die Kamera springen würde, würde es keine Debatte über ihn geben.

Bitte, lesen sie meinen nächsten Text, der ein paar Gerüchte enthält, die mir zu Ohren gekommen sind. (ps)

[Meldung: 10. Apr. 2000, 08:00] [Kommentare: 0]
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