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amiga-news.de Forum > Get a Life > Selbstmord: Günter Freiherr von Gravenreuth ist tot [ - Suche - Neue Beiträge - Registrieren - Login - ]

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22.02.2010, 12:17 Uhr

Otis
Posts: 1377
Nutzer
Moin,
ruhe in Frieden toten Leuten kann ich nicht mehr böse sein. Zu meiner aktiven Amiga Zeit hatte ich mit Ihm eine Auseinandersetzung.

>Letzte Nacht ist einer der schillernsten Persönlichkeiten der deutschen Netzgemeinde freiwillig aus dem Leben geschieden. Günter Werner Freiherr von Gravenreuth hat sich letzte Nacht erschossen.
Um 01:15 Uhr schickte Günter Freiherr von Gravenreuth eine Abschiedsmail an all seine Kontakte. In seinem "letzten Gruß in die Runde" gab er bekannt, dass er sich nun mit einer scharfen Waffe umbringen würde. Die in der E-Mail genannten Motive für seinen Selbstmord sind sehr vielfältig aber alle privater Natur. Mittlerweile wurde uns die Tat von mehreren Seiten bestätigt.

In seinem Umkreis hatte man schon seit einiger Zeit mit einer derartigen Aktion gerechnet. Für Insider war es offensichtlich, dass er schon aus Prinzip niemals freiwillig seine Haftstrafe antreten würde. Scheinbar war der Freitod für ihn der einzig gehbare Ausweg, um sein Gesicht am Ende nicht zu verlieren.<

http://www.gulli.com/news/selbstmord-g-nter-freiherr-von-gravenreuth-ist-tot-2010-02-22


http://de.wikipedia.org/wiki/Günter_Freiherr_von_Gravenreuth

>Der 61-jährige Rechtsanwalt hätte in den nächsten Tagen eine 14-monatige Haftstrafe antreten müssen, da er im September 2008 vom Landgericht Berlin wegen Betrugs zum Nachteil der Berliner Tageszeitung taz verurteilt worden war. Im Februar 2009 verwarf das Berliner Kammergericht Gravenreuths Revision gegen das Urteil. Gravenreuth war im Oktober 2009 eine letzte Frist für den Haftantritt gewährt worden, um seine Kanzlei aufzulösen.<

[ Dieser Beitrag wurde von Otis am 22.02.2010 um 13:04 Uhr geändert. ]

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22.02.2010, 13:13 Uhr

Archeon
Posts: 1811
Nutzer
Ich bin ihn in den 90ern mal begegnet! Es war auf der Amiga/Computer Messe in Köln. Dort sprach er mit diversen Menschen. Ich selber Sprach ihn auch an, aber weniger wegen seinem Beruf sondern wegen seiner Herkunft dem Adelstitel.
Der Knast und der Verlust seiner Anwaltslizenz hat ihm sein Stolz und seine Ehre zerstört und der Freitod war seiner einzigste Möglichkeit dieses zu vermeiden. Man könnte es einem Soldaten vergleichen, der bevor er in Gefangenschaft geht lieber in den Freitod.




--
In einer Singularität enden alle Naturgesetze.
Frühling.. 8h in Berlin geht die Sonne hoch
http://de.youtube.com/watch?v=FfoQsZa8F1c&feature=related


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22.02.2010, 13:30 Uhr

Bogomil76
Posts: 2800
Nutzer
Achja?

Man kann zu seiner Person stehen wie man will.
Aber ein Freitod ist niemals eine Lösung...

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22.02.2010, 13:40 Uhr

TerAtoM
Posts: 1230
Nutzer
@Bogomil76
Da kann ich nur zustimmen...

Es gibt keinen "heldenhaften" Selbstmord irgendwelcher "freiheitsliebenden" Soldaten... der grund ist in den meisten Fällen Verzweiflung...

CU TerA
--
Bild: http://img.photobucket.com/albums/v283/TerAtoM/TeratomLogo.jpg
A4K 604e/233MHz 060/50MHz 146MB CV64_3D+SD & CVPPC
Pegasos G3/600MHz 2GB RADEON9250/128MB
Amiga: http://www.AmigaJoker.de - http://www.AmigaProject.de.vu

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22.02.2010, 15:41 Uhr

Maja
Posts: 15429
Nutzer
Zitat:
Original von Bogomil76:
Achja?

Man kann zu seiner Person stehen wie man will.
Aber ein Freitod ist niemals eine Lösung...


Das ist doch nur eine christlich religiös motivierte Phrase. In Japan und China löst Suizid Hochachtung aus, keine Bemerkungen, die den Selbstmörder als sündigen Schwächling dastehen lassen.
--
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22.02.2010, 16:04 Uhr

Bogomil76
Posts: 2800
Nutzer
Zitat:
Original von Maja:

Das ist doch nur eine christlich religiös motivierte Phrase. In Japan und China löst Suizid Hochachtung aus, keine Bemerkungen, die den Selbstmörder als sündigen Schwächling dastehen lassen.


Ui,

ich bin kein Christ.
Und, ich sagte, Freitod ist keine Lösung.
Ich habe nix von Glorifizierung gesagt usw...

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22.02.2010, 16:15 Uhr

Otis
Posts: 1377
Nutzer
Zitat:
Original von Maja:
Zitat:
Original von Bogomil76:
Achja?

Man kann zu seiner Person stehen wie man will.
Aber ein Freitod ist niemals eine Lösung...


Das ist doch nur eine christlich religiös motivierte Phrase. In Japan und China löst Suizid Hochachtung aus, keine Bemerkungen, die den Selbstmörder als sündigen Schwächling dastehen lassen.
--
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@ Maja denk mal rüber nach,


Zitat von jürgen kuri @ heise
Salü zusammen,

wir lassen das Forum zu dieser Meldung über den Tod von Gravenreuths
offen in der Erwartung, dass sich die Leser und Kommentatoren
gesittet verhalten können. Was auch immer man zu dem Anwalt denken
mag, es gilt auch nach seinem Tod, dass man nicht mit
menschenfeindlichen oder anderen unflätigen Äußerungen über ihn oder
einen anderen Menschen herzieht.

Wer meint, sich nicht daran halten zu müssen, der wird aus den Foren
rausgeschmissen.

In diesem Sinne, jk

http://www.heise.de/newsticker/foren/S-Ich-fordere-dazu-auf-den-Anstand-zu-wahren/forum-174784/msg-18132439/read/


Hat hier wohl nicht geklappt.
Wohlgemerkt: Heise war das ureigenste Terrain von F.v.G. höchstpersönlich und allen seinen Bashern.

[ Dieser Beitrag wurde von Otis am 22.02.2010 um 16:16 Uhr geändert. ]

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22.02.2010, 17:03 Uhr

AndreasM
Posts: 2478
Nutzer
@Otis:

Nur weil jemand gestorben ist muss man ihn aber nicht hochleben lassen und all das was er angestellt hat vergessen.

Umgekehrt gilt natürlich das gleiche.

Aber das Wort Ehre in Zusammenhang mit seinen Namen oder seiner Arbeit zu nennen halt ich schon für sehr extrem gewagt.

Oder Alternativ hat Archeon einfach keine Ahnung was er so alles gebracht hat.

Heldenhaft ist an nem Selbstmord überhaupt nichts. Das merkt man
späterstens dann wenn man einen Fall persönlich kennt.

Zum Thema Soldaten: Das verhalten ist eher etwas was den Fein hilft. Also alles andere als Heldenhaft.


--
Andreas Magerl
APC&TCP
Amiga Future, AmiATLAS, CygnusEd, DigiBoosterPro, Marblelous, Desert Racing, Amiga Guru Book, Flyin High, Pinball Brain Damage, Scene Archives...


[ Dieser Beitrag wurde von AndreasM am 22.02.2010 um 17:05 Uhr geändert. ]

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22.02.2010, 17:33 Uhr

Otis
Posts: 1377
Nutzer
Zitat:
Original von AndreasM:
@Otis:

Nur weil jemand gestorben ist muss man ihn aber nicht hochleben lassen und all das was er angestellt hat vergessen.

Umgekehrt gilt natürlich das gleiche.

Aber das Wort Ehre in Zusammenhang mit seinen Namen oder seiner Arbeit zu nennen halt ich schon für sehr extrem gewagt.

Oder Alternativ hat Archeon einfach keine Ahnung was er so alles gebracht hat.

Heldenhaft ist an nem Selbstmord überhaupt nichts. Das merkt man
späterstens dann wenn man einen Fall persönlich kennt.

Zum Thema Soldaten: Das verhalten ist eher etwas was den Fein hilft. Also alles andere als Heldenhaft.


--
Andreas Magerl
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[ Dieser Beitrag wurde von AndreasM am 22.02.2010 um 17:05 Uhr geändert. ]


Moin Andreas Magerl,

ich habe etwas von Hochleben - Ehre geschrieben ? Welches Kraut rauchst Du zur Zeit ?

Sicherlich muss man über Tote nicht gut reden, keine Frage.
Aber die Tatsache seines Suizids beklatschen oder Freude zu bekunden hat eher was mit fehlenden Anstand zu tun.

Der Mann war ein Schwein. Über seine Verurteilung habe ich mich gefreut. Über seinen Tod jedoch nicht.

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22.02.2010, 18:02 Uhr

Maja
Posts: 15429
Nutzer
@Otis:

Möchstes Du mich mal wieder aus dem Forum schmeißen? ;)

Ich habe mich nicht ungesittet verhalten. Es sei denn, Du hälst es für ungesittet, den Freitod eines Menschen zu respektieren, ohne ihm auch das noch als Fehlverhalten, als Versagen ins Stammbuch schreiben zu wollen.

Zitat:
Sicherlich muss man über Tote nicht gut reden, keine Frage.
Niemand muss über Tote reden, egal wie, keine Frage.

@Bogomil76

Du bist, wie ich, in einer christlich geprägten Gesellschaft aufgewachsen, die den Tod tabuisiert und Selbstmord für Sünde hält. Deshalb reagieren wir auf Selbstmord ganz automatisch mit "kann keine Lösung sein". Aber ist das wirklich so?

Prinzipiell halte ich Suzid auch nicht für eine Lösung von Problemen. Schon wegen der Menschen nicht, denen ich damit Leid zufügen würde. Ich würde aber trotztem nicht darauf wetten wollen, unter allen Umständen diesem Prinzip treu bleiben zu können. Vielleicht nicht wegen einer Haftstrafe, was auf meine Person bezogen eh eine unwahrscheinliche Situation ist. Aber es könnte sich aus anderen Anlässen und Ursachen heraus eine Situation ergeben, in der ich vielleicht doch des Lebens so müde wäre, dass mir nur noch der Tod geeignet erscheint, mich und andere daraus zu befreien. Denk nur mal an unheilbar Kranke im fortgeschrittenen Stadium. Schon einmal hilflos zusehen müssen, wie ein Dir lieber Mensch unaufhaltsam buchstäblich zerfällt und von unvorstellbaren Schmerzen geplagt wird, gegen die kein Medikament mehr hilft? Doch, der Tod kann eine Lösung sein. Never say never ....
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[ Dieser Beitrag wurde von Maja am 22.02.2010 um 18:05 Uhr geändert. ]

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22.02.2010, 19:03 Uhr

Holger
Posts: 8116
Nutzer
Zitat:
Original von Maja:
@Bogomil76

Du bist, wie ich, in einer christlich geprägten Gesellschaft aufgewachsen, die den Tod tabuisiert und Selbstmord für Sünde hält. Deshalb reagieren wir auf Selbstmord ganz automatisch mit "kann keine Lösung sein". Aber ist das wirklich so?

Ja, das ist so, auch, bzw. gerade dann, wenn man mit Religionen überhaupt nichts am Hut hat. Wenn man nämlich nicht glaubt, dass nach dem Tod noch irgendetwas mystisches kommt, dann kann ein Selbstmord keine Alternative zum Gefängnis sein. Aus dem Gefängnis kann man wieder entlassen werden, aus dem Tod nicht.


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22.02.2010, 19:22 Uhr

Maja
Posts: 15429
Nutzer
Zitat:
Original von Holger:
Ja, das ist so, auch, bzw. gerade dann, wenn man mit Religionen überhaupt nichts am Hut hat.

Ob man selbst als Erwachsener religiös ist oder nicht, wer in einem christlich geprägten Land aufwächst, verinnerlicht beim Heranwachsen auch gewisse Sichtweisen über das Thema Selbstmord, u.a. über Schulen und andere staatliche Bildngseinrichtungen. Wächst man in einer Gesellschaft auf, die nichts mit Religion am Hut hat, kann sich natürlich auch keine religiöse Prägung einstellen.
Zitat:
Wenn man nämlich nicht glaubt, dass nach dem Tod noch irgendetwas mystisches kommt, dann kann ein Selbstmord keine Alternative zum Gefängnis sein. Aus dem Gefängnis kann man wieder entlassen werden, aus dem Tod nicht.

Ich stimme Dir zu, dass der Tod keine Alternative zu einer Hafstrafe ist. Weder mit noch ohne unsterblihcher Seele. Aber wissen wird denn, ob Gravenreuth religiös war? Streng katholisch wird er nicht gewesen sein. Dann wäre Suzid für ihn keine Option gewesen. Aber es könnte doch sein, dass er von der Erlösung seiner unsterblichen Seele überzeugt war.

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22.02.2010, 19:42 Uhr

Holger
Posts: 8116
Nutzer
Zitat:
Original von Maja:
Aber wissen wird denn, ob Gravenreuth religiös war?

Wir wissen jedenfalls, dass ihm die christlichen Werte (Nächstenliebe oder "Du sollst nicht stehlen", etc.) unbekannt waren.
Zitat:
Aber es könnte doch sein, dass er von der Erlösung seiner unsterblichen Seele überzeugt war.
Wenn er einer Religion angehört haben sollte, die ernsthaft behauptet, man könne seine Seele durch Suizid erlösen, würde das Deine Theorie, dass in Deutschland Aufgewachsene zwangsläufig durch christliche Werte geprägt werden, widerlegen.

--
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22.02.2010, 20:04 Uhr

Maja
Posts: 15429
Nutzer
Zitat:
Original von Holger:
Wir wissen jedenfalls, dass ihm die christlichen Werte (Nächstenliebe oder "Du sollst nicht stehlen", etc.) unbekannt waren.

"Wer von euch ohne Schuld ist, werfe den ersten Stein." ;)

Zitat:
Wenn er einer Religion angehört haben sollte, die ernsthaft behauptet, man könne seine Seele durch Suizid erlösen, würde das Deine Theorie, dass in Deutschland Aufgewachsene zwangsläufig durch christliche Werte geprägt werden, widerlegen.
Durch chrsitliche Werte in der Gesellschaft geprägt zu sein, bedingt doch nicht, deswegen automatisch sein ganzes Leben als strenggläubiger Katholik zu verbringen. Oben hatte ich erwähnt, dass er als solcher Selbstmord nicht als Option gesehen hätte.

Das wiederum lässt vermuten, dass er eine Haftstrafe seiner nicht würdig befand und einen "ihm gebührenden Abgang" von der Bühne inszenierte:
http://www.welt.de/vermischtes/article6508524/Abmahnanwalt-geht-mit-letztem-Gruss-in-die-Runde.html

So oder so. Es war seine Entscheidung. Zur Nachahmung nicht zu empfehlen, ohne Frage.
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[ Dieser Beitrag wurde von Maja am 22.02.2010 um 20:05 Uhr geändert. ]

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22.02.2010, 20:50 Uhr

Bogomil76
Posts: 2800
Nutzer
Nunja, es ist vielleicht ein Ausweg.
Es löst aber keine Probleme...

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22.02.2010, 22:10 Uhr

cgutjahr
Posts: 2783
[Administrator]
Ich habe gerade eine Reihe von Beiträgen von Otis und Maja gelöscht (und einen von AP, sorry - für sich alleine hat der wenig Sinn gemacht).

Maja hat sich nicht unpassend geäußert. Falls du das anders siehst, Otis, dann hast du schlicht ein Verständnisproblem - tut mir Leid.

Das war das letzte Wort zu diesem Thema, hier geht um Gravenreuths Suizid und sonst nichts.

--
Delirium BBS

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23.02.2010, 01:11 Uhr

Andreas_Wolf
Posts: 2980
Nutzer
> Aber wissen wird denn, ob Gravenreuth religiös war? Streng katholisch wird er
> nicht gewesen sein.

http://de.wikipedia.org/wiki/K.B.St.V._Rhaetia_M%C3%BCnchen#Auswahl_bekannter_Mitglieder

Seinen Rauswurf dort, der auf seine Verurteilung gründete, nannte er als einen der Gründe für den Suizid.

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23.02.2010, 01:31 Uhr

whose
Posts: 2156
Nutzer
Naja, wenigstens wird hier nicht so ein Faß aufgemacht, wie in anderen Foren.

Es spielt doch so gut wie gar keine Rolle, ob er religiös war, sein Selbstmord demnach "Sünde" war oder sonstwie.

Er hats durchgezogen, fertig.

Über die Gründe mag man spekulieren können, sinnvoll ists aber nicht wirklich. Die Wahrheit wird man eh nie erfahren, denn der einzige, der die ganze Wahrheit kennt, ist in diesem Leben nicht mehr befragbar.
--
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23.02.2010, 11:32 Uhr

_PAB_
Posts: 3016
Nutzer
Ich denke, der Freitod ist kein Weg der Buße, sondern ein Weg der Flucht.
Und ich denke, dass das nicht unbedingt viel mit Religion zu tun hat.

In der Japanischen Kultur ist der rituelle, ehrenvolle Freitod (=Sepuku und NICHT Harakiri, wie oft fälschlicherweise angenommen wird!) für Samurai ein gangbarer Weg, weil er gesellschaftlich anerkannt ist. Dies gilt nicht in Deutschland. Außerdem hat Gravenreuth keinen rituellen Selbstmord mit einer Klinge begangen, mit der er sich den Bauch rechtwinklig aufgeschlitzt und dabei eine Hauptarterie durchtrennt hätte, um danach die Erlösung der Enthauptung durch einen Schwerthieb zu erhalten, womit er meiner Meinung nach tatsächlich charakterliche Stärke hätte beweisen können, sondern er hat sich für die feige Variante entschieden.

Damit ist er meiner Meinung nach sogar noch unehrenhafter aus dem Leben geschieden, als er nach seiner Haftstrafe irgendwann evtl. auf natürliche Weise gestorben wäre.

Ich halte diese Inszenierung des Selbstmordes für einen Akt von verletztem Stolz und Unfähigkeit zu einem simplen Schuldeingeständnis.

Pfui!



[ Dieser Beitrag wurde von _PAB_ am 23.02.2010 um 11:40 Uhr geändert. ]

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23.02.2010, 13:19 Uhr

schluckebier
Posts: 1059
Nutzer
Zitat:
Original von _PAB_:
Außerdem hat Gravenreuth keinen rituellen Selbstmord mit einer Klinge begangen, mit der er sich den Bauch rechtwinklig aufgeschlitzt und dabei eine Hauptarterie durchtrennt hätte, um danach die Erlösung der Enthauptung durch einen Schwerthieb zu erhalten, womit er meiner Meinung nach tatsächlich charakterliche Stärke hätte beweisen können, sondern er hat sich für die feige Variante entschieden.


Es ist in den letzten zweihundert Jahren wirklich kniffelig geworden, jemanden zu finden, der beim Bauchumgraben hinter einem steht und im richtigen Moment die Rübe abhackt. Insofern muss man da etwas nachsichtig sein.

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23.02.2010, 14:17 Uhr

Maja
Posts: 15429
Nutzer
Zitat:
Original von Bogomil76:
Nunja, es ist vielleicht ein Ausweg.
Es löst aber keine Probleme...


Auf den Konkreten Fall bezogen, wo es um eine Haftstrafe von "nur" 14 Monaten ging, bin ich rational betrachtet absolut Deiner Meinung. Nur ist Suizid selten eine rationale Entscheidung. Mal Abgesehn von den Fällen, in denen die Lösung eines Problems zu Lebzeiten des unmittelbar davon Betroffenen nach menschlichem Ermessen ausgeschlossen werden kann. Wobei mir die, in der Öffenlicheit teils doch recht heuchlerisch geführten Debatten zu den Themen Patientenverfügung und aktive Sterbehilfe einfallen.

Ich denke, _PAB_ kommt mit seiner Einschätzung für den Fall hier schon recht nahe. Günter Freiherr von Gravenreuth fühlte sich vermutlich ungerecht behandelt, konnte die "Schmach" nicht ertragen, weiderholt "zu Unrecht" veruteilt worden zu sein und die Inszenierung seines Selbstmordes mit Abschieds-Mail u.a. an Vertreter öffentlicher Medien lässt vermuten, dass er bei bestimmten Personen ein Gefühl von Schuld für seinen Tod auslösen wollte. In seinen Augen hat er sein Problem damit abschließend gelöst, seine "Missetäter" bestraft und sich der Hähme der Öffentlichkeit auf ewig entzogen.

Etwas anders sind z. B. finanzielle Probleme. Jemand, der überschuldet in den Freitod geht, zieht sich damit, so könnte man sagen, aus der Affäre und lässt seine Angehörigen mit dem Problem allein.

Die Motive für Suizd sind aber sehr vielschichtig. Da eine uneingeschränkt allgemeingültige Bewertung zu formulieren halte ich für unmöglich. Mehr soll mit alldem nicht gesagt sein.

In diesem Sinne wünsche ich allen, niemals in eine Situation zu geraten, in der Selbstmordgedanken ganz von selbst auftauchen.

@cgutjahr

Danke.
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23.02.2010, 17:03 Uhr

Bogomil76
Posts: 2800
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Also wenn Du darauf hinaus willst, daß auf jede Aktion eine Reaktion folgt:
Dann kann es durchaus so sein, daß ein Selbstmord als Reaktion anderer eine Lösung hervorruft. Aber der Selbstmord selber ist keine Lösung...

Aber das is mir jetzt auch zu kompliziert philosophisch ;)
Vor allem nicht für so eine Person (nicht Du Maja, sondern Günni!)...

Wenn Du Geldsorgen hast, und Du bringst Dich um, dann sind die Geldsorgen vielleicht für Dich persönlich kein Problem mehr. Aber Du hast nur das Problem verlagert, denn Du bist ja tot. Verstehste worauf ich hinauswill?
Wenn Dein unheilbarer Krebs durch den Freitod umgangen wird, dann bist Du ja nicht quasi gesund geworden, oder geheilt. Denn das ist die Lösung...

[ Dieser Beitrag wurde von Bogomil76 am 23.02.2010 um 17:05 Uhr geändert. ]

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23.02.2010, 17:50 Uhr

Holger
Posts: 8116
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Zitat:
Original von Maja:
Ich denke, _PAB_ kommt mit seiner Einschätzung für den Fall hier schon recht nahe. Günter Freiherr von Gravenreuth fühlte sich vermutlich ungerecht behandelt, konnte die "Schmach" nicht ertragen, weiderholt "zu Unrecht" veruteilt worden zu sein ...

Wenn er das, trotz juristischer Ausbildung wirklich geglaubt haben sollte, wäre er wohl eher ein Fall für die Psychiatrie gewesen. Aber eine solche Einweisung hätte er natürlich erst recht als Schmach empfunden.
Zitat:
Etwas anders sind z. B. finanzielle Probleme. Jemand, der überschuldet in den Freitod geht, zieht sich damit, so könnte man sagen, aus der Affäre und lässt seine Angehörigen mit dem Problem allein.
Nicht mit "dem Problem". Denn Schulden muss man nicht erben.

Er lässt seine Angehörigen mit einem neuen Problem allein.
Zitat:
Die Motive für Suizd sind aber sehr vielschichtig. Da eine uneingeschränkt allgemeingültige Bewertung zu formulieren halte ich für unmöglich. Mehr soll mit alldem nicht gesagt sein.
Leider sind Andeutungen, ein Suizid könne in bestimmten Situationen tatsächlich eine Lösung sein, kombiniert mit der Verweigerung sie zu nennen, dazu geeignet, bei von Suizidgedanken Betroffenen, den meistens falschen Eindruck zu erwecken, ihr Fall könne ein solcher sein.

Deshalb, egal wie kompliziert oder vielschichtig die Thematik ist: Suizid ist keine Lösung. Und wer meint, dass es Ausnahmen gäbe, soll diese entweder konkret benennen oder die Klappe halten.

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23.02.2010, 18:47 Uhr

AP
Posts: 491
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Fakt ist, dass wir es im konkreten Fall einfach nicht wissen. Selbstmord ist natürlich keine Lösung, kann aber vom Selbstmörder (Stichwort Depressionen) in diesem Moment als einziger Ausweg empfunden werden, also mehr im Sinne einer ER-Lösung.

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23.02.2010, 19:49 Uhr

Maja
Posts: 15429
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@Bogomil76:

Natürlich ist das philosophisch. Der Tod ist keine greifbare Größe.

Zitat:
Wenn Du Geldsorgen hast, und Du bringst Dich um, dann sind die Geldsorgen vielleicht für Dich persönlich kein Problem mehr. Aber Du hast nur das Problem verlagert, denn Du bist ja tot. Verstehste worauf ich hinauswill?
Natürlich, nichts anderes habe ich oben geschrieben.
Zitat:
Wenn Dein unheilbarer Krebs durch den Freitod umgangen wird, dann bist Du ja nicht quasi gesund geworden, oder geheilt. Denn das ist die Lösung...
Und wenn die Lösung Heilung unmöglich ist während die Krankheit unerträglich geworden ist?

Übrigens. Weißt Du, warum sich in Indien niemand an Verkehrsregeln hält? Hindus werden eh wiedergeboren. ;)

Zitat:
Original von Holger:
Denn Schulden muss man nicht erben.

Das Problem damit ist zuweilen, dass man ein Erbe nur ganz, aber nicht teilweise ausschlagen kann. Und unter Umständen erfährt man erst zu spät, dass der Erblasser verschuldet war. Außerdem bedeutet Schulden hinterlassen bekommen nicht zwangsläufig auch erben (z. B. Eheleute in Gütergemeinschaft).

Zitat:
Original von Holger:
Leider sind Andeutungen, ein Suizid könne in bestimmten Situationen tatsächlich eine Lösung sein, kombiniert mit der Verweigerung sie zu nennen, ....

Scheinbar hast Du nicht alles gelesen.

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23.02.2010, 19:51 Uhr

Maja
Posts: 15429
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Zitat:
Original von AP:
Fakt ist, dass wir es im konkreten Fall einfach nicht wissen. Selbstmord ist natürlich keine Lösung, kann aber vom Selbstmörder (Stichwort Depressionen) in diesem Moment als einziger Ausweg empfunden werden, also mehr im Sinne einer ER-Lösung.

So inetwa sehe ich es auch.
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23.02.2010, 21:28 Uhr

_PAB_
Posts: 3016
Nutzer
@Holger:
Suizid *ist* eine Lösung, wenn Du zum Beispiel mit Deinen (extrem traumatischen) Erinnerungen nicht mehr leben kannst.
Den Sterbewillen der Betroffenen akzeptiere ich, denn eine "Lösung" gibt es hier ohnehin nicht, abgesehen von evtl. Lobotomie oder Psychopharmaka, die die Lebenssituation auch nicht unbedingt verbessern.

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23.02.2010, 23:28 Uhr

Maja
Posts: 15429
Nutzer
Zitat:
Original von _PAB_:
@Holger:
Suizid *ist* eine Lösung, wenn Du zum Beispiel mit Deinen (extrem traumatischen) Erinnerungen nicht mehr leben kannst.
Den Sterbewillen der Betroffenen akzeptiere ich, denn eine "Lösung" gibt es hier ohnehin nicht, abgesehen von evtl. Lobotomie oder Psychopharmaka, die die Lebenssituation auch nicht unbedingt verbessern.


Volle Zustimmung.

Ein Link zum Thema Selbstmord auf Grund traumatischer Erinnerungen:
http://www.sueddeutsche.de/wissen/729/424488/text/

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24.02.2010, 10:34 Uhr

hiTCH-HiKER
Posts: 28
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Einen zur Haftstrafe verurteilten Kriminellen, der Zeit seines Lebens Wehrlose auf schäbigste und verachtenswerteste Art ausgenommen hat, um sich auf deren Kosten seinen Lebensstandard zu finanzieren. So jemanden als "schillerende Persönlichkeit" zu bezeichnen, das finde ich ganz schön mutig.

Ein guter Artikel zu dem Thema, der nicht mit Fakten geizt und auch seinen Ruf in Justizkreisen darstellt (siehe den vorletzten Absatz), ist dieser hier:
http://www.stern.de/digital/online/guenter-freiherr-von-gravenreuth-abmahn-anwalt-begeht-selbstmord-1545590.html


Das Schicksal von Herrn Dürr bietet hoffentlich einen Denkanstoß für alle Nachahmer, damit das Ganze nicht komplett sinnlos war!



[ Dieser Beitrag wurde von hiTCH-HiKER am 24.02.2010 um 10:35 Uhr geändert. ]

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24.02.2010, 10:46 Uhr

Archeon
Posts: 1811
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Nun ja, es ist immer eine Art wie man Stirbt. Ich denke das wenn einen guten Abgang machen möchte ist immer die Art wie man um kommt auch wichtig I-)

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